Sonntag, 7. August 2011

Monogames versus polygames Verhalten von Männern - Erklärungsversuche aus Theorie und Praxis

Ich musste leider, zwecks Stressvermeidung in dieser Online Ausgabe einige Grafiken weglassen.
Monogames versus polygames
Verhalten von Männern

Erklärungsversuche aus Theorie und Praxis

Diplomarbeit zur Abschlußprüfung

an der Fachhochschule Darmstadt,
Fachbereich Sozialpädagogik
vorgelegt von
Stefan G.
Hauptreferent: Dipl. Päd., Soz. Arb. (grad.) Jürgen Raab
Koreferent: Prof. Dr. phil., Dipl. Psychologe Jürgen Schreckling

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

1.      Einleitung                                                                                                      1          
 

2. Monogames versus polygames Verhalten                                             5


 

3. Evolutionstheoretische Erklärung anhand von Ergebnissen


    der empirischen Sexualforschung                                                           7




3.1. Strategien der Partnerwahl / Partnerwerbung                                           8


3.1.1. Das Wahlverhalten der Frau                                                                     10


3.1.2. Das Wahlverhalten des Mannes                                                              13


3.2. Sexualität                                                                                                       19


3.3. Die Paarbindung                                                                                           20


3.3.1. Der Seitensprung oder die „Sollbruchstelle“                                          22


3.3.1.1. Der Seitensprung des Mannes                                                             23


3.3.1.1.1 Physiologische Belege für eine polygyne


               Veranlagung des Mannes                                                                    26


3.3.1.2. Der Seitensprung der Frau                                                                   27


3.3.1.2.1. Physiologische Belege für eine polyandriesche


                Veranlagung der Frau:                                                                         30


3.3.1.3. Der Reiz der Fremden                                                                           31


3.3.1.4. Eifersucht                                                                                                31


3.3.2. Scheidung bzw. Trennung                                                                         34


3.4. Zusammenfassendes Fazit                                                                         42


 

4. Kulturelle und gesellschaftliche Aspekte                                               44




4.1. Moral und Doppelmoral                                                                                45


4.2. Religiöse und philosophische Einflüsse                                                     47


4.2.1. Die monogame Ehe                                                                                  51


4.2.2. Die polygame Ehe                                                                                     54


4.3. Veränderung der Moral oder befreite Sexualität                                       58


4.4. Zusammenfassung                                                                                       59


 

 

5. Psychologische Aspekte                                                                            60




5.1. Psychologische Erklärungsmodelle                                                            61


5.1.1. Psychoanalytische Erklärung                                                                   61


5.1.1.2. Der Trieb                                                                                                 63


5.1.1.3. Untreue und Partnerwechsel                                                                 65


5.1.2. Die Entwicklung der Geschlechtsidentität                                              65


5.1.3. Lerntheoretische Erklärung                                                                      66


5.2. Partnerwahl                                                                                                    69


5.3.Paarbindung und Treue                                                                                 72


5.3.1 Die Ehe                                                                                                        74


5.3.2. Die Bedeutung des Kindes                                                                      74


5.3.3. Der Seitensprung aus psychologischer Sicht                                        75


5.3.4.  Psychologische Scheidungsgründe                                                       77


5.4. Die Folgen der modernen Massengesellschaft                                        78


5.4.1. Singles                                                                                                        81        


5.5.Zusammenfassung                                                                                        82


 

 

6. Kontaktanzeigen                                                                                           83


 

 

7. Fazit                                                                                                                   88

 
 
Literaturverzeichnis                                                                                          I-VII


 




1. Einleitung

Als ich während meines Studiums zeitweise in einer Gay-Disco arbeitete, fielen mir einige deutliche Unterschiede zu heterosexuellem Publikum in „normalen“[1] Discotheken auf. Es wird dort z. B. häufiger und offener über Sex geredet und zum Teil auch offen in der Disco praktiziert. Oral-Sex in einer Ecke oder die schnelle Nummer im Darkroom[2] sind keine Seltenheit. Höchstwahr-scheinlich gibt es solche ume und Praktiken auch in einigen von überwiegend heterosexuellem Publikum besuchten Einrichtungen, jedoch kenne ich persönlich keine Disco, auf die diese Merkmale zutreffen, und habe auch noch von keiner berichtet bekommen. Des weiteren fiel mir auf, daß viele Besucher häufig wechselnde Sexualpartner hatten, und daß viele länger andauernde Partnerschaften als „offene Beziehungen“ gestaltet wurden. Ich stellte mir die Frage, ob diese Unterschiede auf die sexuelle Partnerorientierung oder auf die Tatsache zurückzuführen ist, daß in der schwulen Beziehung keine Frau vorkommt. Werden in der schwulen, rein männlichen Beziehung auch die Wünsche heterosexueller Männer gelebt oder haben homosexuelle und heterosexuelle Männer unterschiedliche
Ansprüche an eine Beziehung? Der Comic zeigt auf ironische Weise die Unterschiede zwischen beiden Lebenswelten, für schwule Männer gibt es in jeder größeren Stadt Treffpunkte (meistens ein Stadtpark) für unkomplizierten Sex, der den meisten heterosexuellen Männer nur gegen Bezahlung (z.B. im Pärchen-Club oder Bordell) möglich ist.
Ein weiteres interessantes Phänomen der Gay-Szene sind sogenannte Flags (Flaggen). Mittels farbiger Stofftücher werden sexuelle Präferenzen signalisiert, ein rosafarbenes Fähnchen bedeutet beispielsweise ein Faible für Dildos und anderes Sexspielzeug. Der Sitz des Tuches gibt Auskunft, ob der Träger eher passiv (Hosentasche hinten links) oder eher aktiv (hinten rechts) veranlagt ist.[3]
Sind alle Männer von Natur eher an unkompliziertem Sex interessiert oder wird es von der Umwelt erwartet?
Ist dies bei Frauen anders?
Diese Frage wird gerade im Moment häufig diskutiert, so stellte auch der Spiegel in der Titelgeschichte seiner Ausgabe vom 23.02.98 zu diesem Thema folgende Fragen: Wieviel von diesem Verhalten ist ererbt? Wieviel erworben?
Ist das Paarungsverhalten des Menschen nun durch Vererbung oder durch das Milieu geprägt?
Ist das neugeborene Baby tatsächlich ein völlig unbeschriebenes Blatt, das erst durch Kultur und Bildung seine persönliche Prägung empfing (John Lockes Theorie von der „tabula rasa“) oder sind elementare Verhaltensweisen genetisch vorgegeben?
Ich werde in dieser Arbeit immer wieder Verallgemeinerungen wie „die Männer“ oder „die Frauen“ machen. Damit möchte ich keineswegs unterstellen, daß alle Männer bzw. Frauen gleich sind, sondern vorherrschende Verhaltensmuster beschreiben. Folgendes bedeutet jedoch nie, daß das einzelne Individuum sich nicht grundlegend anders verhalten kann.
Unter Punkt 3 werde ich versuchen, universelle menschliche Verhaltensweisen mit Hilfe von Ergebnissen empirischer Sexualforschung und anhand von evolutions-theoretischen Modellen zu erklären. Unter Punkt 4 befasse ich mich mit kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren, die das menschliche Sexualverhalten beeinflussen, und unter Punkt 5 mit der psychischen Entwicklung des männlichen Sexualverhaltens.
Ich habe Evolution, Kultur und Psychologie möglichst getrennt behandelt, eine völlige Unterscheidung ist allerdings nicht möglich, da sie sehr stark miteinander verknüpft sind.
Ein Rückgang der Eheschließungen und steigende Scheidungszahlen könnten Indizien dafür sein, daß die Monogamie in unserer Gesellschaft an Bedeutung verliert.
Ich werde daher versuchen, Erklärungen für die steigenden Scheidungsraten und für den gleichzeitigen Rückgang der Ehen, die geschlossen werden, zu finden. Des weiteren werde ich versuchen festzustellen, inwieweit die sexuellen Untreue und die außereheliche Beziehung zahlenmäßig von Bedeutung ist, wer davon betroffen ist und auf welche Ursachen dieses Verhalten zurückzuführen ist.
Weiterhin werde ich versuchen, anhand eines Kontaktanzeigenexperiments zum einen die Geschlechtsunterschiede bei der Partnerwahl aufzuzeigen und zum anderen herauszufinden, ob Männer tendenziell eher an einer festen, ehrlichen oder einer lockeren, unkomplizierten Beziehung interessiert sind.  Zu diesem Zweck habe ich mehrere unterschiedliche Kontaktanzeigen aufgegeben und die Anzahl und die Machart der Antworten ausgewertet.
Außerdem werde ich untersuchen, worauf Männer bei der Partnerwahl achten und ob sie bei Langzeit-Partnerinnen auf andere Eigenschaften Wert legen als bei flüchtigen Affären.
Ich werde auch auf das Sexualverhalten der Frau eingehen, da deren Verhalten und Wünsche für das Verhalten der heterosexuellen Männer von großer Bedeutung ist.
Ich war gezwungen, häufig Sekundärliteratur zu verwenden, da viele Bücher nur in den USA veröffentlicht wurden oder aus den frühen 70er Jahren stammen und nicht mehr erhältlich sind.



[1] Ich verwende die Bezeichnung „Normale“ Diskothek, aufgrund Ermangelung eines Besseren
[2] Ein Darkroom ist ein für gewöhnlich dunkler Raum,der speziell für unkomplizierten anonymen Sex vorgesehen ist. Solche Räume sind in auf schwules Publikum zugeschnittene Unterhaltungseinrichtungen keine Seltenheit.
[3] Vgl. Spiegel Spezial, Liebe und Triebe, 8/1996, S.104



 

2. Monogames versus polygames Verhalten

 
Als Monogamie wird die Einehe bzw. der Geschlechtsverkehr mit nur einem Partner bezeichnet.[1] Sie ist am weitesten verbreitet und an keinen bestimmten Kulturtypus gebunden.
Polygamie bedeutet der Definition nach, mehr als einen Sexualpartner gleichzeitig zu haben.[2] Wenn ein Mann mehr als eine Ehefrau hat, nennt man das Polygynie, den umgekehrten Fall bezeichnet man als Polyandrie. Die Polygynie ist weitverbreitet, die Polyandrie kommt äußerst selten, eigentlich nie vor. [3]
In unserem Kulturkreis herrscht heute die Monogamie, zum großen Teil in Form der Einehe, vor. Die hohen Scheidungszahlen scheinen jedoch dagegen zu sprechen, daß der Mensch tatsächlich für lebenslange Monogamie geschaffen ist.
Angesichts dieser hohen Scheidungsrate in den westlichen Gesellschaften und der Tatsache, daß es nicht nur bei uns, sondern in allen Kulturen Ehescheidungen gibt, ist es offensichtlich keine Selbstverständlichkeit, daß ein Paar sein ganzes Leben zusammen bleibt.[4]
Diese Entwicklung könnte bedeuten, daß der Mensch in einer freien Gesellschaft den Ansprüchen der Ehe an Treue und Dauer nicht mehr gewachsen ist.
Es stellt sich die Frage, ob man daraus schlußfolgern kann, daß der Mensch, wie einige Affenarten, polygam veranlagt ist.
Diese These wird durch die Häufigkeit von Ehebrüchen und Untreue gestützt.
Der US-amerikanische Eheberater Lazarus ist sogar der Meinung, wenn eine Frau oder ein Mann nach dreißig Jahren Ehe sage, „sie bzw. er sei nie versucht gewesen, ´fremdzugehen´  und einmal auszuprobieren, wie es im Bett mit jemand anderem ist, so muß man schon annehmen, daß es sich um eine biologische und psychologische Anomalie handelt. Ehepartner, die gelegentlich und diskret außerehelichen Verkehr haben, gehören schon eher zum normalen Bevölkerungsdurchschnitt.“[5] 

Weiterhin ist fraglich, ob polygames oder monogames Verhalten des Menschen biologisch oder kulturell begründet ist.



[1] Vgl. Dudenverlag, Fremdwörterbuch, Stichwort: Monogamie
[2] Vgl. Dudenverlag, Fremdwörterbuch, Stichwort: Polygamie; Vgl. auch: Meyers Lexikon,
   Stichwort: Ehe
[3] Vgl. Morris, Mars und Venus, 1997, S. 103
[4] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 155
[5] Vgl. Lazarus, Fallstricke der Liebe, 1985, S. 24

3. Evolutionstheoretische Erklärung anhand von Ergebnissen

    der empirischen Sexualforschung

Gegen Ende der 60er Jahre begannen einige Forscher, das Liebesleben der Menschen aus der evolutionstheoretischen Perspektive zu betrachten. Man versuchte, das menschliche Verhalten nicht mehr nur, wie bis dahin hauptsächlich praktiziert, aus der kulturellen Perspektive zu verstehen.[1]
Diese junge Wissenschaft wird in der Literatur als Evolutionspsychologie, Evolutionsbiologie oder Soziobiologie bezeichnet und ihre Kernaussage lautet, daß alle Lebewesen von der Evolution darauf programmiert worden sind, für die bestmögliche Weitergabe ihrer Erbanlagen zu sorgen.[2]
Heute weiß man, daß sich die genetischen Ausstattungen und Fähigkeiten des Menschen seit 10.000 Jahren praktisch nicht mehr verändert haben, d.h. die Städter in ihren eleganten Anzügen, den schnellen Autos und wärmeisolierten Häusern unterscheiden sich biologisch nicht vom Steinzeitmenschen, der Jagdszenen auf die Wände von Höhlen malte. Wenn man ein Baby aus der Steinzeit in unser Jahrhundert versetzen würde, so würde es sich vermutlich ebenso in die heutige Gesellschaft einpassen wie jedes andere Kind auch.[3] Der Mensch hat sogar mit den Schimpansen 98,4 Prozent aller Erbinformationen gemeinsam.[4]
Die evolutionspsychologische Sichtweise geht davon aus, daß genetische Anlagen nicht nur körperliche Attribute ausmachen, sondern auch das Verhalten beeinflussen. Viele Forscher sind der Ansicht, daß diese Verhaltensbeeinflussung bei Männern und Frauen unterschiedlich ist. So legen Männer bei der Partnerwahl Wert auf Jugend, während Frauen nach Status und Schutz Ausschau halten. Diese Beeinflussung kann auch unbewußt stattfinden, so achtet der Mann automatisch bei der Partnerwahl auf Anzeichen von Fruchtbarkeit, selbst wenn er gar keine Kinder haben möchte.
Dies macht der Mann genauso intuitiv, wie der Mensch in den folgenden Theorien in vielen Kleinigkeiten unbewußt einen Fortpflanzungsvorteil sucht. Man muß bedenken, daß viele Anpassungen innerhalb der Spezies Mensch durch einen Vorteil bei der Fortpflanzung bzw. der Kinderaufzucht zustande kamen, auch wenn diese Anpassungen vordergründig nichts mit der Fortpflanzung zu tun haben. Dies bedeutet jedoch nicht, daß das, was auf die Männer allgemein gilt, auf jeden einzelnen Mann zutrifft. Die Spezies Mensch versucht ständig ihre Fitneß[5] zu maximieren, indem die einzelnen Individuen darauf achten, ihre Gene möglichst optimal an die nächste Generation weiterzugeben.[6] Natürlich gibt es Menschen, die dies versäumen oder sogar bewußt unterlassen, aber deren Gene gehören in der nächsten Generation nicht mehr dazu.
Dieses evolutionstheoretische Erklärungsmodell leidet genauso wie viele Modelle anderer Disziplinen, die vor allem den Menschen betreffen, darunter, daß sich die Aussagen nicht anhand von Laboruntersuchungen überprüfen lassen.

3.1. Strategien der Partnerwahl / Partnerwerbung

 

Der Mensch verfährt bei der Partnerwahl, in romantischen Liebesbeziehungen, Sexualität und Liebe nach strategischen Gesichtspunkten. Bei Sexualstrategien handelt es sich um auf Adaption beruhende Lösungen für Probleme bei der Partnerwahl, da sich erfolgreiche Strategien/ Verhaltensweisen durchgesetzt und somit vermutlich vererbt haben. Mit dem Begriff Sexualstrategie soll hier keine bewußte Absicht unterstellt werden, denn Sexualstrategien erfordern keine gezielte Planung und keinerlei Elemente von Reflexion.[7]
Das neue darwinistische Paradigma geht davon aus, daß einige Unterschiede zwischen typisch männlichem und typisch weiblichem Sexualverlangen bestehen, und daß das Verlangen des Mannes weniger wählerisch ist.[8]
Wenn man davon ausgeht, daß die Evolution den Menschen darauf programmiert hat, möglichst viel seines genetischen Materials an die nächste Generation weiterzugeben, wird deutlich, daß diese Zielsetzung bei Mann und Frau unterschiedlicher Strategien bedarf. Männer können sich hunderte Male jährlich fortpflanzen, während dies bei Frauen im Regelfall nicht öfter als einmal im Jahr möglich ist. Diese Asymmetrie liegt zum Teil im hohen Wert der Eizellen, die bei allen Arten größer und seltener sind als Spermien. Beim Menschen ist die Eizelle fünfundachtzigtausendmal größer als die männliche Samenzelle. Frauen haben einen einmaligen, auf ungefähr vierhundert Eizellen begrenzten Vorrat, der nicht wieder aufgefüllt werden kann, während Männer ca. zwölf Millionen Spermien in der Stunde produzieren können. Das Ungleichgewicht wird dadurch verstärkt, daß die Umwandlung der Keimzelle in einen Organismus im weiblichen Körper stattfindet und dadurch von der Frau eine hohe Anfangsinvestition verlangt wird.[9] Männer können, während ihre Frau neun Monate damit beschäftigt ist, ein Kind auszutragen, theoretisch zahlreiche weitere Kinder mit anderen Frauen zeugen. Weiterhin ist die Frau dadurch benachteiligt, daß sie sich nur bis zur Menopause, die meist zwischen dem 47. und dem 52. Lebensjahr eintritt, fortpflanzen kann.
Im frühen 18. Jahrhundert soll Marokkos Sultan Mulai Isma´il die unübertroffene Anzahl von 888 Nachkommen gezeugt haben, während der Spitzenwert der Frauen „nur“ bei 69 Nachkommen liegt.[10]
Diese unterschiedlichen Voraussetzungen haben laut Grammer zur Folge, daß Frauen sich eher zurückhalten und zufällige, unausgewählte Kopulationen vermeiden, um nicht zu einseitigem Investment in den Nachwuchs genötigt zu werden, während Männer häufig auf eine schnelle Entscheidung drängen, da sie einem stärkerem Wettbewerb um die begrenzte „Ressource Frau“ ausgesetzt sind.[11] (s. auch „Kontaktanzeigen“, (6.))
Der hohe Wert der Eizelle, der hohe reproduktive Wert der Frau hat zur Folge, daß Frauen und Kinder bei Gefahr zuerst gerettet werden (àTitanic) und daß für gewöhnlich nur die Männer in den Krieg ziehen. Einen großen Verlust an Männern kann eine Gesellschaft leichter wieder ausgleichen, da der reproduktive Erfolg des einzelnen Mannes sich bei einem Frauenüberschuß erhöhen wird, während die Frauen bei einem Männerüberschuß ungefähr den gleichen Reproduktionserfolg haben.[12]

3.1.1. Das Wahlverhalten der Frau

Frauen überlassen in der Regel den Männern die Initiative bei der Partnerwerbung und verhalten sich eher zurückhaltend und wählerisch. Es gilt für nahezu die gesamte Tierwelt, daß männliche Tiere mit größerer Brutalität um Partner kämpfen, als weibliche Tiere dies tun. Die Tatsache, daß es nicht ein einziges Mal im Laufe der uns bekannten Geschichte vorgekommen ist, daß Frauen einen Kriegszug unternahmen, um Nachbardörfer zu überfallen und Ehemänner zu rauben, zeigt schon ganz deutlich, daß die Paarungsstrategien der Männer häufig aggressiver und brutaler sind als die der Frauen. Ebenso sind bei der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz oder bei der Vergewaltigung die Täter fast immer Männer und die Opfer fast immer Frauen.[13]
Des weiteren tragen die männlichen Individuen bei vielen Arten ihre Vorzüge gegenüber den Konkurrenten sehr viel stärker zur Schau.[14]
Die Ursache für dieses Verhalten liegt darin, daß eine Frau nur eine begrenzte Anzahl an Kindern zur Welt bringen kann und das Überleben ihrer Gene vom Überleben und Fortpflanzungsverhalten dieser wenigen Kinder abhängt. Deshalb ist es für die Frau besonders wichtig, daß sie für die Zeugung ihrer Kinder den genetisch besten und fürsorglichsten Partner auswählt und somit deren Überlebenschancen erhöht.[15]
Ein weiterer Vorteil dieses Verhaltens ist: Je wählerischer und zurückhaltender eine Frau ist, desto mehr muß sich der Mann bei der Werbung anstrengen, und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß die männlichen Nachkommen bei der Brautwerbung ähnlich gut sind und sich daher erfolgreicher fortpflanzen.[16]
Fisher veröffentlichte 1930 folgende Theorie: Frauen, die solche Männer als Sexualpartner wählen, die für Frauen attraktive Merkmale besitzen, werden im allgemeinen attraktive Söhne haben, vorausgesetzt, das anziehende Merkmal des Mannes ist erblich. Da die Söhne mit diesem Merkmal anziehender als andere Männer sind, werden sie wahrscheinlich auch mehr Paarungspartner erhalten, mehr Nachkommen hinterlassen und so auch die Gene der Frau verbreiten.[17]
Weiterhin ist es für die Frau wichtig, daß der Mann bereit ist, möglichst viel in die Aufzucht des Kindes zu investieren (Schutz, Fürsorge...). Dies liegt aus evolutionärer Sicht daran, daß mit zunehmender Intelligenz und fortschreitender Aufrichtung der Körperhaltung die Schutzbedürftigkeit der Jungen beträchtlich anstieg[18] und sie somit viele Monate lang für Raubtiere ein einfaches, hilfloses Opfer darstellten. Außerdem war das menschliche Gehirn mit zunehmenden Volumen wahrscheinlich stärker auf eine frühzeitige kulturelle Programmierung angewiesen. Kinder mit beiden Elternteilen dürften einen Ausbildungsvorteil gegenüber Kindern „alleinerziehender Mütter“ gehabt haben.
Unter Berücksichtigung dieser Aspekte geht es der Frau bei der Partnerwahl nicht nur um die genetischen Eigenschaften, sondern auch darum, was der Mann zur Kinderaufzucht wird beisteuern können.[19]
Dementsprechend ist das menschliche Partnerwerben im Vergleich zum Affen sehr komplex und dauert wesentlich länger (zum Teil Wochen und Monate). Diese Zeit benötigen die Partner aus evolutionärer Sicht, um sicher zu gehen, daß sie gut zueinander passen, damit sie die nächsten Jahre miteinander verbringen können, um ihre Nachkommen großzuziehen.[20]
Der Psychologe David Buss kam bei einer Studie, bei der 10.047 Personen aus 37 Kulturen rund um den Globus über ihre Präferenzen bei der Partnerwahl befragt wurden, zu dem Ergebnis, daß in all diesen Kulturen die Frauen den finanziellen Zukunftsaussichten eines potentiellen Partners mehr Bedeutung beimessen als die Männer. Da in den meisten Gesellschaften die Tendenz besteht,
daß Status und Besitz mit steigendem Alter zunehmen, könnten diese Präferenzen eine Ursache dafür sein, daß sich Frauen in allen 37 Kulturen mit Vorliebe für Männer entscheiden, die älter als sie selbst sind.[21]
Umgekehrt suchen die Männer tendenziell nach jüngeren Frauen. Auf die Gründe hierfür werde ich später näher eingehen. Die Grafiken stellen die Abhängigkeiten der Alters-wünsche bei Partnern in der Abhängigkeit vom Netto-einkommen dar. Sie macht deutlich, daß sich Männer mit hohem Status jüngere Partnerinnen suchen, währen dies umgekehrt für Frauen, wie es die untere Abbildung zeigt, nicht zutrifft.[22]
In einer generations-übergreifenden Studie aus den USA bewerteten Männer und Frauen 18 Charakteristika nach ihrer relativen Erwünschtheit bei einem Lebensgefährten bzw. Ehepartner. Gute finanzielle Aussichten auf Seiten des Partners wurden über den Untersuchungszeitraum von fast 50 Jahren von etwa doppelt so vielen Frauen wie Männern mindestens mit dem Begriff wichtig bewertet.[23]
Dieses Streben nach Ressourcen kann man auch daran erkennen, daß die Männer, die von Frauen geheiratet werden, durchschnittlich mehr verdienen als die gleichaltrigen Männer, die nicht geheiratet wurden und daran, daß Frauen, die mehr als ihr Ehemann verdienen, doppelt so oft die Scheidung einreichen wie Frauen, deren Mann mehr als sie verdient.[24]

3.1.2. Das Wahlverhalten des Mannes

Männer sind einerseits promiskuitiv wie Männchen von Arten, die sich nicht um ihre Nachkommen kümmern, und lassen sich ohne besonderen Weitblick auf Affären ein. Andererseits ist es für sie sinnvoll, Besonnenheit zu zeigen, wenn es darum geht, eine Partnerin für das Langzeit-Joint-venture der Kinderaufzucht zu finden.[25] Im ersten Fall dürfte das männliche Individuum stärkere sexuelle Appetenz und weniger differenzierte Ansprüche in Bezug auf den Geschlechts-partner mitbringen als das weibliche Individuum; im letzten Fall indessen dürften beide einander mit gleichermaßen kritischer Einstellung begegnen.[26]
Da Männer beide Möglichkeiten der Fortpflanzung haben, ist davon auszugehen, daß sie in der Kennenlernphase entscheiden, ob es sich bei der potentiellen Partnerin eher um eine kurze Affäre oder um eine längerfristige Partnerin handelt. Da bei der Langzeitbeziehung vom Mann eine verhältnismäßig große elterliche Investition eingebracht wird, ist es für ihn aus dem genetischen Aspekt heraus besonders wichtig, daß die Kinder, die er in dieser Beziehung großzieht, von ihm sind. Dies könnte bedeuten, daß eine Frau, die dem Drängen des Mannes nach sexuellem Kontakt zu schnell nachgibt, auch für andere Männer zu leicht zu haben ist, und daher aus Sicht des drängenden Mannes eher zur Affäre als zur „Ehe“ taugt. Wenn eine Frau beispielsweise die durch nichts abzustellende Gewohnheit hat, jede Woche mit einem anderen Mann zu schlafen, dann macht die elterliche Investition von der männlichen Seite unter genetischem Aspekt eindeutig keinen Sinn.[27]
Eine Studie von Sprecher et al., in der Studenten nach dem Einfluß des sexuellen Vorlebens einer möglichen Partnerin befragt wurden, kommt zu dem Ergebnis, daß eine Partnerin, die eine geringe sexuelle Aktivität hat, in einer Beziehung als Freundin und Heiratspartnerin am häufigsten erwünscht ist. Frauen mit hoher sexueller Aktivität waren als Heiratspartner eher unerwünscht, wurden aber als Ausgehpartner favorisiert.[28]
Zwar suchen beide Geschlechter im Partner eine generell gute Erbsubstanz, jedoch haben Frauen ihre speziellen Gründe, beim Mann besonders auf dessen Fähigkeit, eine Familie zu versorgen, zu achten, während für Männer bei ihrer Partnerin besonders die Fähigkeit, Kinder zur Welt zu bringen, bedeutsam ist. Letzteres bedeutet unter Anderem, großen Wert auf das Alter einer potentiellen Geschlechtspartnerin zu legen, da die Fruchtbarkeit bis zur Menopause stetig zurück geht. In allen 37 Kulturen, die David Buss untersucht hatte, gaben die Männer jüngeren, die Frauen älteren Partnern den Vorzug. Er geht davon aus, daß die heutigen Männer junge Frauen bevorzugen, weil sie von ihren männlichen Vorfahren eine Präferenz ererbt haben, die sich unbeirrbar auf dieses Indiz des weiblichen Fortpflanzungswertes richtet. Diese in der Psyche verankerte Präferenz wirkt bei der Partnerwahl fort.[29]
Dieses Streben nach einer fortpflanzungsfähigen Partnerin brachte den Mann dazu, gezielt auf Anzeichen zu achten, die Jugend und Gesundheit versprachen.
Symons ist der Ansicht, daß es einen generellen Standart der physischen Attraktivität gibt, bei dem es in erster Linie um Zeichen von Gesundheit und Jugendlichkeit geht, die für den reproduktiven Erfolg einer Paarbindung wichtig sind.[30]
David Buss geht davon aus, das man große Augen und eine kleine Nase als universelle Schönheitsmerkmale der Frau bezeichnen kann. Da mit zunehmendem Alter die Augen kleiner und die Nase größer wirken, sind diese Komponenten der „Schönheit“ auch Zeichen für Jugend und damit für Fruchtbarkeit. Frauen hingegen können es sich leisten, hinsichtlich des Aussehens ihrer Partner großzügiger zu sein, da auch ein älterer Mann vermutlich noch fruchtbar ist.[31]
Der Wert der jugendlichen Frau wird auch darin deutlich, daß manche Partnervermittlungsagenturen in ihren Anzeigen damit werben, Frauen bis 45 kostenlos zu vermitteln, bis zu etwa diesem Alter werden sie typischerweise von Männern gesucht, während ältere Frauen schwieriger zu vermitteln sind.
Bei der Untersuchung von 190 Kulturen fanden Ford und Beach sehr große Unterschiede in den Ansichten über menschliche Schönheit. Zum einen gibt es Unterschiede zwischen der verschiedenen Kulturen, zum anderen auch noch historische Veränderungen innerhalb der Kulturen selbst.[32]
Wenn sich unsere Idealmaße auch ändern mögen, so bleiben die idealen Proportionen doch erstaunlich gleich. So ist ein niedriges Taille-Hüfte-Verhältnis (THV) eines der Merkmale, die eine Barbiepuppe mit einer fülligen urzeitlichen Fruchtbarkeitsgöttin gemeinsam hat. Gesunde Frauen im gebärfähigen Alter haben gewöhnlich ein THV von 0,67 bis 0,8 – was bedeutet, daß ihr Taillenumfang, unabhängig von ihrem Gewicht, 67 bis 80 Prozent des Hüftumfanges beträgt. Die meisten Frauen, die sich in diesem Bereich bewegen, sind gesund und können Kinder bekommen. Niederländische Wissenschaftler haben festgestellt, daß schon eine leichte Vergrößerung des THV auf Schwierigkeiten bei der Fortpflanzung hindeuten kann.[33]
Hier zeigt sich also ganz deutlich, daß die Männer unbewußt auf ein Anzeichen von Fruchtbarkeit achten, dessen Bedeutung ihnen im Allgemeinen wahrscheinlich nicht einmal bekannt ist.
In allen von Buss untersuchten Kulturen bevorzugten Männer ein THV von ca. 0,7, hingegen ließ sich keine evolutions- bedingte Vorliebe für eine bestimmte Größe des weiblichen Fettanteils bei Männern ausmachen. Statt dessen weisen sie „eine evolutionsbedingte Präferenz für alle mit dem gesellschaftlichen Ansehen verbundenen Merkmale auf, die natürlich von Kultur zu Kultur unterschiedlich sind.“[34] In Gesellschaften, in denen die Nahrungsmittelversorgung nicht stabil ist und in denen es keine effektiven Speichermöglichkeiten für Nahrungsvorräte gibt, werden beispielsweise dicke Frauen bevorzugt.[35]Mit ihr ist der Fortpflanzungserfolg vermutlich wahrscheinlicher als mit einer weniger gut oder vielleicht mangelhaft ernährten Frau. 1951 fanden die meisten Gesellschaften mollige Frauen attraktiver als Schlanke und bevorzugten eher breite als schmale Hüften.[36] Dies läßt sich vermutlich auf den erlebten Nahrungsmangel während des Krieges zurückführen.
Eine generationsübergreifende Studie, bei der über einen Zeitraum von 50 Jahren untersucht wurde, welchen Wert Männer und Frauen auf bestimmte Eigenschaften des Lebensgefährten legen, hatte unter anderem zum Ergebnis, daß Männer die äußere Attraktivität und das Aussehen des potentiellen Lebenspartners als wichtiger und erwünschter einstufen als Frauen.[37] Weltweit äußern Männer den Wunsch nach attraktiven, jungen Ehefrauen, die ihnen bis ans Lebensende treu bleiben. Diese Präferenzen sind universal verbreitet, und keine einzige Kultur bildet eine Ausnahme.[38]
Bei einer Befragung unter deutschen Studenten konnten sich 73,5 Prozent der Männer und 52,5 Prozent der Frauen eine/n gutaussehende/n Bummel-studentin/en als Partner/in vorstellen.[39] Männer verzichten bei der Partnerin also eindeutig leichter zu Gunsten des Aussehens auf Erfolg.
Die beiden Grafiken zeigen die Alterspräferenzen von Männern und Frauen im Bezug zum eigenen Alter. Sie zeigen, daß es bei Frauen keine gravierenden Verschiebungen bei den Alterswünschen gibt, während bei den Männer im steigendem Alter der Altersunterschied zur Wunschpartnerin immer größer wird.[40]
Aufgrund dieser männlichen Vorlieben neigen Frauen dazu, Männer durch Manipulationen an ihrer physische Erscheinung zu täuschen, während Männer häufiger solche Täuschungsmanöver benutzen, die sich auf falsche Dominanz und falsche Ressourcen beziehen. Es scheint, daß Männer und Frauen gleichermaßen bemüht sind zu zeigen, daß sie genau das besitzen, woran das andere Geschlecht interessiert ist. Dies gibt Anlaß zu der Annahme, daß männliche Selbstdarstellung und Statusorientierung ein Ergebnis weiblicher Selektionskriterien sind.[41] 

 

Diese Grafik zeigt die Rangfolge der beim Partner gewünschten Eigen-schaften von Männer und Frauen. Die Linie mit den weißen Punkten zeigt die männlichen Präferenzen, die mit den schwarzen die weiblichen. Es ist deutlich zu erkennen, daß Frauen im Allgemeinen mehr Wert auf den Status, Männer mehr Wert auf die äußere Attraktivität des potentiellen Partners legen.[42]

Ein unattraktiver Mann, der mit einer attraktiven Frau verheiratet ist, wird als intelligent, gebildet und beruflich erfolgreich beurteilt. Eine Frau hingegen gewinnt nicht durch die Attraktivität ihres Mannes.[43]
Sobald Investment eine Rolle spielt und ein Paar mit genügend hohem väterlichen Investment mehr Nachwuchs aufziehen kann als andere, werden für beide Geschlechter auch solche Kriterien wichtig, die die Fähigkeit für eine langandauernde Beziehung anzeigen.[44]
Männer, die es versäumten, auf diese einen hohen Reproduktionswert signalisierenden Qualitäten zu achten – Männer also, die Frauen mit grauen Haaren heirateten, deren Haut nicht mehr faltenlos und fest war -, müssen weniger Nachwuchs hinterlassen haben, und ihre Linie muß schließlich ausgestorben sein.[45] Dies bedeutet jedoch nicht, daß es nicht immer wieder Männer gibt, die sich in ältere Frauen verlieben.
Stroebe et al. stellte bei Partnervermittlungsagenturen fest, daß sowohl Frauen als auch Männer bei der Auswahl von potentiellen Partnern Personen aussuchen, deren Attraktivität in etwa der eigenen entspricht.[46] Wenn man Männern jedoch in einem Experiment die Verabredung garantiert und eine Ablehnung ausschließt, dann wählen sie solche Partnerinnen aus, die die höchste Attraktivität besitzen.[47]

3.2. Sexualität

Im Vergleich zu vielen Tieren, deren sexuelles Handeln sich auf eine relativ kurze Zeit des Jahres beschränkt, können sich Menschen das ganze Jahr über paaren. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Frau nun befruchtungsfähig ist oder nicht.[48]
 
Besonders stark hat sich während der Entwicklung des Menschen das Sexualverhalten der Frau verändert. Sie besitzt die Fähigkeit zu einem intensiven Orgasmus, wie er in dieser Art bei keiner Affenart vorkommt.
Der Sexualakt selbst hat sich vom sachlich schnellen Aufsteigen, Ejakulieren und Absteigen beim Affen zu einem langen, ausgedehnten Liebesspiel beim Menschen entwickelt. Diese intensive, gemeinsam erlebte Lust trägt entscheidend zur Paarfestigung bei und sorgt dafür, daß sich Mann und Frau regelmäßig paaren.[49]
Im Gegensatz zu Affen, bei denen sich der Eisprung durch Anschwellen der Genitalien oder Änderung des Geruches oder des Verhaltens ankündigt, ist es der Menschenfrau gelungen, ihre fruchtbaren Tage zu verschleiern (heimliche, bzw. kryptische Ovulation). Dies hat zur Folge, daß Frauen nicht nur zur Zeit des Eisprungs Anziehungskraft auf Männer ausüben, sondern während ihres gesamten Ovulationszyklus.[50]
Diese heimliche Ovulation hatte zur Folge, daß die Männer sich nicht mehr der Vaterschaft sicher sein konnten, da die Zeiträume, in denen sie die Frauen kontrollieren müßten, zu ausgedehnt wären. Laut Alexander und Noonan war die profitabelste Lösung dieses Problems die Paarbindung, da mehrfacher sexueller Verkehr während des ganzen Ovulationszyklus die Chancen der Vaterschaft erhöht.[51]
Im Gegensatz zu dieser Annahme gehen Benshof und Thornhill davon aus, daß sich der verborgene Östrus deshalb entwickelt habe, um der Frau die Möglichkeit zu geben, ihren Mann erfolgreich zu betrügen.[52]

3.3. Die Paarbindung

Robert Wright schreibt in seinem Buch „Diesseits von gut und böse“, daß man nicht uneingeschränkt davon ausgehen kann, daß Männer und Frauen für eine dauerhafte Bindung geschaffen sind. Jedoch sind in allen der ethnologischen Forschung bekannt gewordenen Kulturen die - monogame oder polygame, dauerhafte oder temporäre - Ehe die Norm.
Für den Mann scheint es genetisch ein Vorteil zu sein, seine Nachkommen zu schützen, zu versorgen und zu erziehen. Einer der Gründe hierfür ist die Schutzbedürftigkeit des Nachwuchses. Mit der typisch männlichen Sexualstrategie, dem Umherstreifen, alles zu verführen, was verführenswert erscheint, und sich anschließend aus dem Staub zu machen, ist den männlichen Genen wenig gedient, wenn der daraus resultierende Nachwuchs aufgefressen wird.[53]
Der Verhaltensforscher Desmond Morris geht davon aus, daß die Paarbindung dem Menschen angeboren ist und sich auf die im Folgenden beschriebene Weise langsam entwickelt hat.
Die Paarbindung brachte dem Menschen neben den Vorteilen bei der Kinderaufzucht auch die Möglichkeit, daß die Männer kooperationsfähig sein konnten, um größere Beutetiere erlegen zu können. Dies war nur möglich, wenn jeder Mann seine eigene Frau hatte und sich daher nicht ständig im Konflikt mit anderen Stammesgenossen befand. Die Rivalität der Männer um die Frauen, die durch einen Mangel an Frauen forciert wird, und die damit verbundene Investition von Zeit und Energie in die Partnerwerbung, scheint ein zentrales Motiv zur Entwicklung monogamer Bindungen darzustellen.[54]
Im Zusammenhang mit der reduzierten Konkurrenz um bereits vergebene Frauen baut die Monogamie durch Klärung der Verhältnisse uneingeschränkte Rivalitäten ab. Sie fördert derart die Entspannung sowie die Harmonie und schafft so die Basis für die Kooperation der Individuen in größeren Gruppen.[55]
Für die Frauen bedeutete die Paarbindung unter anderem, daß die Männer mit der Jagdbeute ins Lager zurückkehrten und sie mit ihnen teilten. Aufgrund dieser und weiterer Vorteile wurde die Monogamie zur Norm. Unsere urzeitlichen Vorfahren entwickelten das biologische Bedürfnis, sich zu Paaren zusammenzutun und sich gemeinsam um die Aufzucht der Kinder zu kümmern.[56]
Buss geht davon aus, daß Frauen im Laufe der Entwicklungsgeschichte mittels eines festen Ehepartners oft sehr viel mehr Ressourcen für sich und ihre Kinder erwerben konnten als durch eine Reihe kurzfristiger Sexualpartner.[57]
Wenn die Paarbindung für den Menschen so wichtig ist, dann stellt sich natürlich die Frage, wozu der Mensch, der doch anscheinend darauf angelegt ist, den Partner zu lieben und ihm treu zu bleiben, derart aufwendige Hochzeitszeremonien braucht, und warum es so viele Dreiecksbeziehungen, Ehebrüche, Trennungen und Scheidungen gibt. Da es die wichtigste Funktion der Paarbindung ist, die elterliche Fürsorge und den elterlichen Schutz der Kinder zu verdoppeln, müßte sie im Idealfall vollständig und lang anhaltend sein. Falls die Paarbindung reißt, ist die heranwachsende Generation bedroht.[58]

3.3.1. Der Seitensprung oder die „Sollbruchstelle“

Nach der Definition sind die meisten Kopulationen bei monogamen Arten Intrapaarkopulationen. Es gibt jedoch, laut Mock und Fudjioka, als universelles Merkmal Extrapaarkopulationen („Fremdgehen“), auf die sich beide Geschlechter von monogamen Arten von Zeit zu Zeit einlassen.[59]
Die westlichen Gesellschaften stellen keinen Ausnahmefall dar, ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, es kommt überall zum Ehebruch. Es gibt keine Kultur, in der Ehebruch unbekannt ist, keine kulturelle Einrichtung und keinen Sittenkodex, die außereheliche sexuelle Aktivitäten wirksam unterbinden.[60] Deborah Blum behauptet sogar, daß es bei keiner existierenden Art Monogamie im Sinne von absoluter Treue gibt.[61]
In einer vergleichenden Studie zum kurz- und langfristigen Paarungsverhalten wurden amerikanische Studenten und Studentinnen aufgefordert, die nach ihren Vorstellungen ideale Anzahl von Partnern für einen bestimmten Zeitraum zu nennen. In jedem gewählten Zeitraum erstreckte sich das Begehren der Männer auf eine deutlich größere Zahl als das der Frauen. Männer wünschten sich z.B. durchschnittlich mehr als sechs Partner innerhalb des nächsten Jahres, während Frauen nicht mehr als einen wollten.[62]
In einer Studie von Sigusch und Schmidt an deutschen Arbeitern gaben 46 Prozent der verheirateten Männer, aber nur sechs Prozent der Frauen an, daß sie die Gelegenheit nutzen würden, falls ein attraktiver Partner für ein unverbindliches Abenteuer zu haben wäre.[63]
Da das Verhältnis Männer zu Frauen im großen und ganzen eins zu eins beträgt, muß bei Heterosexuellen die Anzahl der durchschnittlichen Intimkontakte bei beiden Geschlechtern gleich groß sein. Bei allen Befragungen zum Thema Partnerzahl und Partnerwechsel, Treue und Untreue zeigt sich in Deutschland jedoch kurioserweise, daß Männer sich im Schnitt an zwei- bis dreimal so viele Intimkontakte erinnern wie Frauen.[64] Dies deutet darauf hin, daß Männer gerne mit ihren Eroberungen angeben, während Frauen dazu neigen, solche Kontakte zu verheimlichen. (Siehe dazu auch das Kapitel „Doppelmoral“(4.1))
Wie lassen sich die leidenschaftliche Affäre und der schnelle Seitensprung biologisch erklären?
Morris ist der Meinung, daß die Natur keinen gesunden, vermehrungsfähigen Erwachsenen verschwenden will, dessen Partner z.B. getötet wurde. Deshalb werden Männer und Frauen nicht unwiderruflich auf einen bestimmten Partner geprägt. Aufgrund dieser Flexibilität besteht immer die Gefahr, daß einer der Partner eine außereheliche Beziehung eingeht und damit die Aufzucht der Jungen gefährdet.[65]
Nach der Auffassung der meisten Evolutionspsychologen wirken beim Seitensprung, ähnlich wie bei der Partnerwahl, bei Mann und Frau verschiedenartige Motive, die zu unterschiedlichen Strategien führen.

3.3.1.1. Der Seitensprung des Mannes

Laut einer Studie von Hunt waren 41 Prozent der Männer ihrer langjährigen Partnerin wenigstens einmal untreu.[66]
 
Eine mögliche Erklärung bietet der britische Genetiker A.J. Bateman an, er stellte bei Versuchen an Taufliegen fest, daß fast alle Weibchen ungefähr die gleiche Zahl von Nachkommen hatten, gleichgültig, ob sie sich mit einem oder mehreren Männchen gepaart hatten, während die Anzahl der Nachkommen der Männchen mit der Anzahl der Weibchen, mit denen es sich paarte, anstieg. Dies bedeutet, daß wahllose sexuelle Appetenz beim Männchen, und nur bei ihm, von der natürlichen Selektion gefördert wird.[67]
Beim Menschen geht man davon aus, daß es dem Mann genetische Vorteile bringt, wenn er neben der Paarbeziehung gelegentliche Seitensprünge begeht, vorausgesetzt, diese flüchtigen Seitensprünge beeinträchtigen seine Rolle innerhalb der Paarbeziehung nicht.
Damit bedient sich der Mann einer Kombination der zwei grundlegenden Sexualstrategien der Tierwelt:
 1. Die Massenmethode zielt darauf ab, so viele Jungen wie
   möglich zu zeugen und die Nachkommenschaft so weit wie
   möglich zu streuen. Ein solches Männchen interessiert
   sich nicht für seinen Nachwuchs und überläßt die
   Aufzucht dem Weibchen oder dem Zufall.
 2. Die Qualitätsmethode läuft darauf hinaus, nur sehr
   wenige Junge zu zeugen, ihnen dafür aber die
   größtmögliche Fürsorge zu geben.
Die Doppelstrategie des Mannes besteht also zum einen darin, innerhalb einer Paarbeziehung Kinder zu zeugen und ihnen mit aller väterlichen Sorgfalt Schutz und Fürsorge zu gewähren. Zum andern kann der Mann parallel einen Seitensprung mit einer anderen Frau eingehen, die eventuell schwanger wird und das Kind alleine oder mit Hilfe eines neuen Partners aufziehen muß. Dem Mann ist es durch diese Doppelstrategie gelungen, mehr von seinem Erbgut an die nächste Generation weiterzugeben.[68]
Da sich die Mischung aus beiden Varianten bewährte, entstand als Prototyp der bindungsfähige Mann mit einer Schwäche für den Seitensprung.[69] Die Gefahr dieser Doppelstrategie besteht darin, daß das sexuelle Erleben eine gefühlsmäßige Zuneigung schafft und so aus der flüchtigen Affäre eine Konkurrenzbeziehung zur eigentlichen Paarbeziehung wird.[70]
Diese Gefahr versuchen manche Männer zu vermeiden, indem sie die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen.
Daraus folgt, daß die natürliche Selektion zum einen männliche Individuen begünstigt, die sich brillant darauf verstehen, Frauen durch vorgetäuschtes Interesse ein Kind anzuhängen, und zum anderen weibliche Individuen begünstigt, die unaufrichtige Freier am Besten durchschauen.
Laut Trivers ist es eine der wirksamsten Methoden, um einen Anderen zu täuschen, selbst zu glauben, was man sagt. Dies kann bedeuten, daß Männer zu Beginn einer Beziehung über beide Ohren verliebt sind, aber schon nach einigen Monaten intimer Beziehung kein großes Interesse mehr an der Frau haben.
Der Tausendfüßler Scutigerella stellt ein kennzeichnendes Beispiel für männliche Täuschungsmanöver in der Tierwelt dar. Die Männchen dieser Gattung locken die Weibchen mittels Ei-Attrappen, die sie auf ihrer Afterflosse tragen an, um ihnen, sobald sie diese vorgetäuschten Eier umfassen, ins Maul zu ejakulieren, in das diese nämlich ihre Eier zum Ausbrüten nehmen.[71]
Einen weiteren Hinweis für die bedeutende Rolle, die Gelegenheitssex im Repertoire des männlichen Sexualverhaltens spielt, bieten Studien über das Sexualverhalten von Homosexuellen. Donald Symons geht davon aus, daß sich Homosexualität unter Männern frei von typisch weiblichen Auflagen wie Romantik, persönlichem Engagement und Bindungsbereitschaft entfalten kann. Das gleiche gilt umgekehrt von der lesbischen Liebe der Frauen, die nicht von den Forderungen und Diktaten der Männer beeinflußt wird. Daher bietet das Sexualverhalten von Homosexuellen einen Einblick auf das Verhalten von Männern und Frauen, ohne das dieses durch Kompromisse mit der Sexualstrategie des anderen Geschlechts verzerrt wurde. Die häufigste Manifestation männlicher Homosexualität ist Gelegenheitssex unter Fremden. Viele homosexuelle Männer durchstreifen Nachtbars, Parkanlagen oder öffentliche Toiletten, wenn sie schnellen Sex wollen, Lesbierinnen tun das nur selten. Während Schwule häufig nach neuen Partnern suchen, sind Lesbierinnen viel eher auf eine intime, dauerhafte und verpflichtende Beziehung aus. Laut einer Studie von Saghir und Robins hatten 94 Prozent aller Schwulen mehr als 15 Sexualpartner, während dies nur auf 15 Prozent der Lesbierinnen zutraf. Eine ausgedehnte Untersuchung von Kinsey ergab, daß annähernd 50 Prozent der homosexuellen Männer in San Francisco über 500 Sexpartner gehabt hatten. Symons geht davon aus, daß heterosexuelle Männer mit gleicher Wahrscheinlichkeit wie die homosexuellen sehr häufig mit fremden Personen sexuell verkehren, an anonymen Orgien in öffentlichen Bädern teilnehmen oder in öffentlichen Toiletten zum Fünf-Minuten-Fellatio einkehren würden, wenn die Frauen an solchem Treiben interessiert wären.[72]

3.3.1.1.1 Physiologische Belege für eine polygyne

               Veranlagung des Mannes:

Bei Arten mit stark ausgeprägter Polygynie (z.B. bei den Gorillas oder den See-Elefanten), wo es für das Männchen darauf ankommt, mehrere Weibchen zu monopolisieren, ist es von immensem evolutionärem Wert, ein großes, kräftiges Männchen zu sein, daß sich gegenüber seinen Geschlechtsgenossen durchzusetzen vermag und nicht von der Fortpflanzung ausgeschlossen wird.[73] [74] Bei monogamen Arten, bei denen kleine Männchen genauso reich an Nachkommen sind wie große, ist kaum ein Geschlechtsdimorphismus (z.B. kein Größenunterschied) festzustellen. Daraus läßt sich schließen, daß Geschlechtsdimorphismus ein Maßstab für die sexuelle Selektion unter den männlichen Individuen ist und deren Intensität einen Gradmesser dafür darstellt, wie polygyn eine Art ist. Laut Alexander belegt die Spezies Mensch auf der Skala des Geschlechtsdimorphismus der Arten einen Platz, der sie als leicht polygyn einstuft.[75]

3.3.1.2. Der Seitensprung der Frau

Laut einer Studie von Hunt waren 18 Prozent der Frauen ihren langjährigen Partnern wenigstens einmal untreu.[76]
 
Essock-Vitale/ McGuire kamen anhand von Interviews von 300 verheirateten Frauen zu dem Ergebnis, daß die Anzahl der Sexualpartner sehr stark variiert. Der Mittelwert liegt etwa bei 8,8 Sexualpartnern pro Frau, wobei der Anteil an außerehelichen Affären 23 Prozent beträgt.[77]
Blutuntersuchungen an 1000 Neugeborenen, die in den 40er Jahren unter einem Vorwand durchgeführt wurden, zeigten, daß rund 10 Prozent der Kinder ein Produkt von Seitensprüngen waren.[78]
Die Situation der Frau ist grundlegend anders als die des Mannes; da der Mann ihr ohne Schwierigkeiten so viele Kinder zeugen kann, wie sie gebären und großziehen kann, scheint es für sie sinnlos zu sein, sich mit fremden Männern einzulassen und dadurch den Zusammenbruch ihrer intakten Familie und den damit verbundenen Verlust der männlichen Investition zu riskieren.
In der Reedbook-Studie wurde deutlich, daß Frauen, die außer Haus einer Arbeit nachgehen, mit größerer Wahrscheinlichkeit außereheliche Sexualaffären haben. Von den Hausfrauen hatten 27 Prozent außereheliche Sexualerlebnisse, während 47 Prozent der Ehefrauen mit Teilzeitbeschäftigungen oder ganztägiger Arbeit außerhalb des Hauses sexuellen Fremdverkehr hatten. Eine der Ursachen für diesen Unterschied könnten darin liegen, daß Frauen, die außer Haus arbeiten, in finanzieller Hinsicht unabhängiger von ihrem Ehemann sind.[79]
Einer der Gründe für die Untreue der Frau (oder für „Geschlechtsverkehr außerhalb der Paarbeziehung“, wie die Biologen es wertfrei formulieren) könnte in einem Ressourcengewinn liegen. Das heißt, wenn das weibliche Individuum es versteht, sich die Bereitschaft zu sexuellem Kontakt honorieren zu lassen, dann gilt die simple Rechnung: Je mehr Geschlechtspartner, desto mehr Geschenke. Bei den nächsten Verwandten des Menschen, den Bonobos, lassen sich die Weibchen oft mit einem Stück Fleisch paarungsbereit stimmen. Bei dieser Strategie könnte der verschleierte Zeitpunkt des Eisprungs dazu dienen, die Zeitspanne, während der eine Frau Ressourcen ergattern kann, zu verlängern.[80]
Eine vergleichende Studie zum kurzfristigen und auf Dauer gerichteten Paarungsverhalten ergab, daß Frauen insbesonders folgende Eigenschaften an ihren Geliebten höher bewerten als an dem Mann, mit dem sie eine feste Bindung eingehen wollen:
Er soll von Anfang an Geschenke machen
einen extravaganten Lebensstil zeigen
und großzügig über seine Mittel verfügen.[81]
Ein weiteres Motiv für eine Frau, mit mehr als einem Mann zu verkehren, und ein weiterer Vorteil der heimlichen Ovulation ist die sich damit bietende Möglichkeit, jedem einzelnen der Männer den Glauben zu geben, daß er der Vater des Kindes sein könnte.[82] Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, daß die Männer dem Kind gegenüber freundlich gestimmt sind und ihm zumindest ein begrenztes Maß an Schutz und Fürsorge zukommen lassen. [83]
Einer weiterer Grund, aus dem Frauen ihre Paarbindung aufs Spiel setzen, könnte damit zu tun haben, daß sie aus beiden Beziehungen das Beste mitzunehmen wollen (Aus-beiden-Sphären-das-Beste-Theorie). Intuitiv suchen sie als Ernährer liebevolle und fürsorgliche Männer, die auch bereit sind, etwas in den Nachwuchs zu investieren, aus und gegebenenfalls (falls der Ernährer nicht die nötigen Eigenschaften hat) einen Liebhaber, der jedoch andere Qualitäten bieten muß, zum Beispiel einen gesunden und starken Körper, außergewöhnliche Intelligenz, hohen Status oder einfach Jugendlichkeit.
Ohne sich dessen bewußt zu sein, bevorzugen untreue Ehefrauen die Gene des Liebhabers auf zweifache Weise. Zum einen schlafen sie mit ihren Liebhabern besonders häufig dann, wenn sie ihren Eisprung haben, und zum anderen zeigen sie dabei eine Orgasmusstruktur[84], die die Chancen einer Empfängnis verbessert. Dies legt den Schluß nahe, daß sie sich von ihrem heimlichen Liebhabern häufig nicht nur Ressourcen versprechen, sondern daß es vielmehr die biologische Funktion des Seitensprungs ist, mit den „besseren“ Genen des Liebhabers ein Kind zu zeugen.[85]
Eine weitere Hypothese besagt, daß das Fremdgehen bei Frauen die Funktion hat, einen Partnerwechsel vorzubereiten. Eine Untersuchung ergab, daß Frauen meistens dann Affären beginnen, wenn sie sich in ihrer aktuellen Beziehung unzufrieden fühlen; Männer, die fremdgehen, sind dagegen in ihrer Ehe nicht unglücklicher als jene, die nicht fremdgehen.[86] Nach dieser Theorie tendiert die Frau eher zu serieller Monogamie, da sie nicht wirklich mehrere Partner gleichzeitig haben möchte, während der Mann ein typisch polygames Verhalten zeigt.

3.3.1.2.1. Physiologische Belege für eine polyandriesche

                Veranlagung der Frau:

Laut Harcourt kann man von dem Verhältnis zwischen durchschnittlichem Hodengewicht und durchschnittlichem männlichem Körpergewicht auf das Fortpflanzungsverhalten einer Spezies schließen. Bei Schimpansen (2,70/00) und anderen Arten mit hohem relativen Hodengewicht besteht ein polyandrisches Fortpflanzungssystem. Arten mit einem niedrigem relativen Hodengewicht sind entweder monogam (wie z.B. die Gibbons) oder polygyn (wie z.B. die Gorillas 0,20/00).
Das relative Hodengewicht des Menschen (0,60/00)liegt deutlich näher bei dem des Gorillas. Hieraus läßt sich schließen, daß der Mann im Laufe der Evolution nur eine eher geringe Menge an Spermienkokurrenz hatte, jedoch auch nicht ganz frei davon war.[87]
Ein weiteres physiologisches Indiz weiblicher Untreue liegt in der variablen Spermiendichte des Mannes. Baker und Bellis haben festgestellt, daß die Zahl der Spermien in hohem Maß von der Zahl der Stunden abhängt, die die Ehefrau in letzter Zeit außerhalb des Gesichtskreises des Ehemanns verbracht hat.
Dies bedeutet, wenn zwei Ehemänner zwischen den sexuellen Kontakten mit ihren Ehefrauen die gleiche Zeit verstreichen lassen, dann bildet derjenige, der sich in der Nähe der Frau aufhält, eine kleinere Anzahl an Spermien als derjenige, der in dieser Zeit z.B. verreist war. Die Tatsache, daß die natürliche Selektion eine so clevere Waffe konstruiert hat, ist ein Indiz dafür, daß diese Waffe auch benötigt wird.[88]

3.3.1.3. Der Reiz der Fremden

Aus den Stammesmenschen wurden Stadtbewohner, die jedesmal, wenn sie den Fuß vor die Tür setzen, bei der Arbeit, auf der Straße oder beim Einkaufen, attraktiven fremden Mitgliedern des anderen Geschlechts begegnen, die ständig sexuelle Signale aussenden und damit die Paarbindungen einem enormen Druck aussetzen.[89]
Laut Erich Witte sind fremde Personen besonders attraktiv, denn aus biologischer Sicht ist die Liebe zu einem fremden Partner der einzige Weg, Inzucht zu vermeiden.[90]

3.3.1.4. Eifersucht

„Die Eifersucht gehört zu den Affektzuständen, die man ähnlich wie die Trauer als normal bezeichnen darf. Wo sie im Charakter und im Benehmen eines Menschen zu fehlen scheint, ist der Schluß gerechtfertigt, daß sie einer starken Verdrängung erlegen ist und darum im unbewußten Seelenleben eine um so größere Rolle spielt.[91]
Eifersucht ist ein psychologischen Phänomen, das teilweise auf biologische Ursachen zurückzuführen ist. Eine Theorie besagt, daß das Fühlen evolutionsgeschichtlich älter als das Denken ist. Das höhere Alter und die dementsprechende Fundierung der Gefühle könnte deren Durchsetzungskraft insbesondere gegenüber des Denkens erklären.[92] Vielleicht hat sich das, was wir heute als Gefühle bezeichnen, aus den Instinkten unserer Vorfahren entwickelt.
Bei der Frage, ob man dem potentiellen Partner vertrauen kann, dürften sich bei Mann und Frau die Urteilskriterien unterscheiden, denn seine Gene sind durch eine andere Art von Treuebruch gefährdet als die ihren. Die natürliche Besorgnis der Frau gilt der Möglichkeit, daß der Mann seine Investition in die Aufzucht der Nachkommen reduziert oder einstellt, die Besorgnis des Mannes gilt der Möglichkeit, daß er falsch investieren könnte, denn die Kinder eines anderen aufzuziehen, bringt seinen Genen keine Vorteile.[93]
David Buss stellte bei Untersuchungen fest, daß 60 Prozent der männlichen Versuchspersonen es schlimmer fanden, sich ihre Frau bei der sexueller Untreue vorzustellen, als die Vorstellung aufkeimender, tiefer, emotionaler Zuneigung zu einem anderen. Hingegen störten sich 83 Prozent der Frauen stärker an der emotionalen als an der rein sexuellen Untreue ihres Partners.[94]
Frauen empfinden die sexuelle Untreue ihres Mannes häufig als Schock, auf den sie heftig reagieren, aber die Folge ist häufig eine Langzeit-Kampagne zur Selbstaufwertung (Abmagerungsdiät, Make-up und Rückeroberungsstrategien).
Obwohl die Logik der männlichen Eifersucht in unserer Zeit überholt ist und die Frau heutzutage, dank empfängnisverhütender Mittel, ihren Mann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr in die Lage bringt, als gutmütiger Trottel zwanzig Jahre lang das Kind eines anderen zu behüten, reagieren Männer auf Untreue gerne mit Wut, und selbst nachdem sie sich gelegt hat, fällt es ihnen oft schwer, eine Fortsetzung der Lebensgemeinschaft mit der Frau in Erwägung zuziehen, die sie betrogen hat.[95]
Bei Untersuchungen über die Rolle, die außerehelicher Geschlechtsverkehr bei Scheidungen spielte, gaben etwa 51 Prozent der Männer diesen als einen der Hauptursachen an. Im Gegensatz dazu sahen nur 27 Prozent der Frauen in der außerehelichen Betätigung ihrer Ehemänner einen triftigen Scheidungsgrund.[96]
Menschen leiden selbst in solchen Kulturen unter Eifersucht, in denen Seitensprünge erlaubt und an der Tagesordnung sind.[97] Ein Eskimo mag zwar aus Gastfreundschaft einem Fremden seine Frau als Bettgenossin anbieten, er würde jedoch dann eifersüchtig werden, wenn seine Frau den Wunsch nach dem sexuellen Kontakt mit dem Gast äußert. Männer reagieren auf sexuelle Untreue möglicherweise deshalb heftiger als auf emotionale, weil sie sich in der Sexualität selbst mehr unter Leistungsdruck setzen und ihnen die Untreue der Partnerin mangelnde Leistung im Bett signalisiert.[98]
Selbst die Revolutionäre der Kommunen Ende der 60er Jahre, die ihre Beziehungen zur „eifersuchtsfreien Zone“ erklärten, fanden sich in den meisten Fällen früher oder später in „stinknormalen“ Zweierbeziehungen wieder.[99]
Bei einer Studie, bei der 67 Charakteristika daraufhin bewertet wurden, ob sie in einer dauerhaften Beziehung erwünscht oder unerwünscht sind, kamen bei den amerikanischen Männern Treue und sexuelle Loyalität auf den ersten Platz, während Untreue die am wenigsten erwünschte Eigenschaft war.[100]
Dies ist wohl auch die Ursache für so drastische Ausuferungen wie Keuschheitsgürtel und die „pharaonische Beschneidung“. Der im 15. und 16. Jahrhundert in ganz Europa mehr oder minder verbreitete Keuschheitsgürtel stellt ein bezeichnendes Symbol für den beachtlichen Aufwand dar, den abwesende Männer betrieben, um ihre Frauen unter Kontrolle zu halten.[101]
Der Keuschheitsgürtel wurde im Jahre 1395 erfunden und bis nach 1600 verwendet. In Deutschland wurde immerhin noch im Jahre 1903 ein Patent für einen Keuschheitsgürtel erteilt.[102]
In manchen Fällen kann heftige Eifersucht pathologische Formen annehmen, die über das Ziel, die Verhinderung von Untreue und die Sicherung der Elternschaft, hinausschießen.
Hierbei neigen eifersüchtige Männer ganz offensichtlich zu gefährlicheren Reaktionen als Frauen. Laut Kriminalstatistik haben im Jahr 1993 114 Männer und im Vergleich dazu „nur“ 22 Frauen aus Eifersucht einen Mord begannen. Meist handelt es sich um paradoxe Verzweiflungsakte: Der Mann tötet seine Frau, weil er sie nicht verlieren will.[103](à Othello)
Ein beachtlicher Teil der Tötungsdelikte lassen sich kulturenübergreifend auf sexuelle Eifersucht zurückführen und werden teilweise sogar noch heute gesetzlich toleriert. So war es noch bis 1974 in Texas rechtlich zulässig, daß ein Ehemann seine Frau und ihren Liebhaber umbrachte, wenn er sie beim Geschlechtsverkehr überraschte.[104]
 

3.3.2. Scheidung bzw. Trennung

Wenn man moderne Ehen bzw. Paarbeziehungen einmal näher betrachtet, stellt man fest, daß trotz des Versprechens ewiger Liebe und Treue ein großer Prozentsatz der Paare an Ehestreitigkeiten scheitert. Während die Zahl der Eheschließungen seit 1960 in Hessen um ca. 25% zurück ging, ist die Scheidungsrate im gleichen Zeitraum um ca. 220% gestiegen.

In Deutschland geht bereits jede dritte Ehe in die Brüche, in Großstädten und Ballungszentren wie dem Rhein-Main-Gebiet bereits jede zweite. Eine Umfrage der Universität Kiel ergab, daß 52 Prozent der Frauen ihren Angetrauten im sechsten Ehejahr nicht wieder heiraten würden.[105]



In den USA hat sich die Scheidungsrate von 1966 bis 1978 verdoppelt, während von 1970 bis 1990 die Zahl der unverheirateten Paare von einer halben auf fast drei Millionen anstieg.[106]
Trotz dieser desillusionierenden Zahlen träumen 85 Prozent der Heranwachsenden von lebenslanger Zweisamkeit, und fast 65 Prozent wollen sogar heiraten.[107]
Dies wird auch daran deutlich, daß trotz steigender Scheidungszahlen die Zahl der nie verheirateten Amerikaner/innen 1989 mit 10 Prozent nahezu ebenso hoch lag wie 1890.[108]
Es stellt sich nun die Frage, ob dieses Verhalten biologisch durch eine angeborene Tendenz zur Polygamie bedingt ist, oder ob kulturelle und psychologische Aspekte diesen Trend gegen die Ehe ausgelöst haben. Dabei lassen sich diese einzelnen Aspekte allerdings kaum abgrenzen, da sie sich gegenseitig beeinflussen.
Die männliche Vorliebe für schöne, junge Frauen wird ebensowenig durch das Jawort ausgelöscht, wie das weibliche Interesse am Status und Prestige anderer Männer. Daher verwundert es nicht, daß die häufigste genannte Scheidungsursache der Ehebruch ist.[109]
Im durchschnittlichen Fall dürfte sich die Versuchung zum Abtrünnigwerden mit zunehmender Dauer einer Beziehung mehr und mehr auf die Seite des Manns verlagern. Eine der möglichen Ursachen ist, daß er im Prinzip eine 18jährige, die noch 25 Jahre Fortpflanzungsfähigkeit hat, als neue Partnerin finden kann. Hingegen kann kein neuer Partner der Ehefrau 25 Jahre Reproduktionsfähigkeit oder etwas von entsprechendem Wert verschaffen.
Ein mittelloser Ehemann mit niedrigem sozialen Status hat womöglich wenig Chancen, seiner Frau abtrünnig zu werden, er gibt dafür unter Umständen ihr Anlaß, ihm untreu zu werden. Dagegen verstärkt sich für den Ehemann, der sozial und ökonomisch aufsteigt, der Anreiz zu Untreue und Trennung, während sich der Anreiz im gleichen Zug für die Frau abschwächt.[110]
In vielen traditionellen Gesellschaften (!Kung, Aboriginis, Gainj Neuguineas, u.a.) werden Kinder ca. bis zum vierten Lebensjahr gestillt und bekommen die Brust als Schnuller. Durch diesen ständigen Körperkontakt und der Stimulation der Brustwarzen sollen (laut Cohen, Hasan, Lee u.a.) der Eisprung und damit die Empfängnisbereitschaft im Anschluß an die Geburt ca. drei Jahre lang ausbleiben. In diesen Gesellschaften folgen die Geburten in der Regel in vierjährigem Abstand aufeinander. [111] Boné stellt das systematische Stillen als den Hauptfaktor dar, der den Zeitraum zwischen den Geburten vergrößert.[112]
Weiterhin berichten stillende Mütter häufig von einem Nachlassen des Geschlechtstriebs.[113]
Dieses natürliche Verhütungsmittel könnte zum einen dafür sorgen, daß ein Paar nicht durch zu schnell hintereinander folgende Geburten überlastet wird, oder zum anderen den Partnern nach vier Jahren, wenn das Kind aus den ersten Schwierigkeiten heraus ist, die Möglichkeit der Trennung geben.[114]
Dies ist aber auch nicht allgemeingültig. Die Grafik zeigt, daß beispielsweise in Hessen die meisten Ehen nach sechs Ehejahren geschie-den werden. Dies steht im Widerspruch zu anderen Industrieländern (z.B. Finnland und den USA), in denen die meisten Scheidungen nach vier Ehejahren eingereicht werden.
In den USA ist das Scheidungsrisiko bei Männern und Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren am größten und wird mit vorrückendem Alter immer geringer. 80 Prozent der geschiedenen Männer und 75 Prozent der geschiedenen Frauen suchen sich einen neuen Ehepartner.[115]
Eine Studie (1992, Buehlman, Gottman und Katz) brachte zum Vorschein, daß unter allen Faktoren, die auf eine Scheidung hindeuten, die Unzufriedenheit des Ehemanns mit der Ehe der zuverlässigste ist. Dies könnte, so Charmie und Nsuly, größtenteils damit zusammenhängen, daß Männer nach einer Scheidung mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit wieder heiraten als Frauen. Das heißt, daß sich Männer aus Sicht der Fortpflanzung (und anderer emotionaler, materieller Vorteile einer neuen Ehe) nach einer Scheidung in einer wesentlich besseren Situation wiederfinden als ihre Ehefrauen.[116]
In der Umwelt unserer Urahnen war der Mann, wenn er sich eine neue Frau nahm, nicht unbedingt gezwungen, sich von seiner bisherigen zu trennen. Aus darwinistischer Sicht gab es auch keinen vernünftigen Grund zur Trennung, denn so konnte er seinen Nachkommen weiterhin mit Schutz und Fürsorge zur Seite stehen. Eine Theorie besagt daher, daß Männer, falls es Status, Attraktivität und die finanzielle Situation erlauben, daraufhin angelegt sind, rechtzeitig (spätestens dann, wenn die bisherige Ehefrau nicht mehr fortpflanzungsfähig ist) auf Polygynie umzusteigen. In der heutigen modernen Gesellschaft mit ihrer institutionalisierten Monogamie könnte sich dieser Impuls zur Polygynie in der Scheidungsrate widerspiegeln.[117]
Eine weitere Theorie in Sachen Scheidungsrate geht davon aus, daß Kinderlosigkeit eine der wichtigsten Scheidungsursachen ist. Dabei geht man davon aus, daß, wenn zwei Menschen in der menschlichen Entwicklungsgeschichte über einen längeren Zeitraum miteinander sexuellen Kontakt hatten und dabei keinen Nachwuchs produzierten, mangels sicherer Verhütungsmittel alles dafür sprach, daß mindestens einer von beiden unfruchtbar war, und beide nicht viel zu verlieren hatten, wenn sie sich trennten und es mit einem neuen Geschlechtspartner noch einmal versuchten. Dies könnte ein mentaler „Partnerabstoßungsmechanismus“ sein, der bei Frauen wie bei Männern zu einer Verbitterung über den Partner führt, wenn über lange Zeit ausgeübter Geschlechtsverkehr ergebnislos bleibt[118]. Kinder festigen die eheliche Bindung und senken das Scheidungsrisiko, weil sie eine enge Interessengemeinschaft zwischen Mann und Frau begründen. Laut Rasmussen ist in Kulturen auf der ganzen Welt die Wahrscheinlichkeit, daß kinderlose Ehen zerbrechen, größer als bei Paaren mit Kindern.[119] Unfruchtbarkeit steht, laut einer von Betzig durchgeführten Untersuchung an 160 Gesellschaften, hinter Ehebruch an zweiter Stelle der Gründe, die für ein Scheidungsbegehren genannt werden.[120]

 

Homosexuelle haben unweigerlich mit dem Problem zu kämpfen, daß ihr Geschlechtsakt nie Erfüllung findet, d.h. er führt nicht zum biologischen Höhepunkt, nämlich der Geburt von Kindern. Da dieses Fortpflanzungsmuster nicht vervollständigt wird, neigen viele Betroffene dazu, die Anfangsphase zu wiederholen, d.h. das Werben wird zu einer Verhaltensschleife, so daß eine sexuelle Eroberung auf die nächste folgt, sie leben also polygam. Selbst wenn die Beziehung zweier Männer die Anfangsphase übersteht und sie einen gemeinsamen Haushalt gründen, ist die Wahrscheinlichkeit einer Trennung größer als bei heterosexuellen Paaren.[121]

Nach Eibl-Eibesfeld fördert das Hypophysenhormon Oxytocin bei einer Reihe von Säugern die Bereitschaft, starke Bindungen mit anderen Individuen einzugehen. Beim der menschlichen Frau finde die Oxytocinausschüttung beim Geburtsvorgang, beim Stillen und beim Orgasmus der Frau statt. Seiner Aussage nach würden aufgrund dieser hormonellen Einflüsse stillende Mütter im allgemeinen zärtlicher als die nichtstillenden mit ihren Babys umgehen.[122]
Diese durch das Kind ausgelöste, hormonell gesteigerte Bindungsfähigkeit könnte sich eventuell auch auf die elterliche Paarbeziehung festigend auswirken. 
Natürlich kann ich nicht sicher behaupten, daß Partner aus genetischen Gründen beim Ausbleiben von Nachwuchs zur Trennung neigen, oder daß die Geburt und die Erziehung eines Kindes den Partnern neue Ziele und Perspektiven geben, die ihre Beziehung festigen.
Die Grafik zeigt, daß in den Sechzigern und Siebzigern die Geburten zurück-gingen, während die Scheidungsrate anstieg. Aufgrund dieser Korrelation kann jedoch weder auf eine Kausalität noch auf den Ursprung dieser Wechselbeziehung geschlossen werden. Der Anstieg der Scheidungsrate könnte zum einen auf die Verfügbarkeit relativ sicherer und einfach zu handhabender Verhütungsmittel, zum anderen auch auf den Wegfall vieler sozialer und kultureller Zwänge oder eines dritten, unbe-kannten Faktors zurückzuführen sein.
Dies hatte zur Folge, daß junge Menschen die Möglichkeit zu einem risikolosen, geregeltem Sexualleben haben, wofür früher eine Ehe oder mindestens Verlobung notwendig war. Diese mittlerweile große Gruppe potentieller Sexualpartner wirkt auf bereits Verheiratete als Motiv zum Seitensprung bzw. zur Polygamie, oder sogar als Scheidungsgrund.
Mit dem Rückgang der Geburtenrate stieg in der westlichen Welt die Scheidungsrate an, darüber, ob dies nun auf den fehlenden Nachwuchs oder den unkomplizierteren Zugang zum anderen Geschlecht zurückzuführen ist, kann man nur spekulieren. Es ist jedoch offensichtlich, daß es dem Menschen seit der Entdeckung des Ovulationszykluses 1924 durch Ogino und mit Hilfe anderer Verhütungsmittel nach und nach gelungen ist, seine Fruchtbarkeit weitgehend zu beherrschen. Dies hatte zur Folge, daß die Geburten zurückgingen und daß die Sexualität weitgehend von ihrer primären Funktion, nämlich der Fortpflanzung, getrennt gelebt werden konnte.
Weiterhin wird in der Beschäftigung der Frau außer Haus und der damit verbundenen finanziellen Unabhängigkeit einer der Hauptgründe für den Anstieg der Scheidungsquote gesehen.[123]
Tennov kam bei Untersuchungen über die Dauer der romantischen Liebe, vom zündenden Funken des Verliebens bis zu dem Augenblick, in dem sich ein neutrales Gefühl für die geliebte Person einstellt, zu dem Ergebnis, daß diese Zeitspanne meistens zwischen 18 und 36 Monaten beträgt.[124]Im Laufe dieser Zeitspanne läßt die Idealisierung des Partners nach, und danach entscheidet sich, ob es sich um eine bloße Verliebtheit gehandelt hat, oder ob es sich um eine dauerhafte Beziehung handelt.
Dies könnte eine Ursache dafür sein, daß die meisten Scheidungen frühzeitig, im oder um das vierte Ehejahr erfolgen und die Anzahl der Scheidungen danach mit wachsender Zahl der Ehejahre abnimmt. Dieses Muster trifft auf die meisten Kulturen zu und bleibt über die Zeit hin, trotz ansteigender Scheidungszahlen, konstant.[125]
Lazarus sieht in der Idealisierung der Verliebtheit das Problem, daß dadurch Menschen zusammen gebracht werden, deren Eigenschaften nur begrenzt miteinander korrespondieren, und diese trotz der beschränkten Entsprechung ihrer Eigenschaften zu einer „institutionalisierten Dauerbindung“ in Gestalt der Ehe veranlaßt werden. Die Vorstellung, man müsse an einer Ehe hart arbeiten, entstand wohl unter anderem deshalb, weil viele eigentlich nicht zueinander passende Partner aufgrund ihrer Verliebtheit Dauerbindungen eingehen.[126]

Ich bin der Meinung, daß man den Anstieg der Scheidungsrate nicht auf eine Ursache zurückführen kann, sondern daß dies eine Folge mehrerer voneinander abhängiger Ursachen ist, die sich zum Teil gegenseitig verstärken.
z.B.
à Pille à Verringerung der sozialen Kontrolle und Zwänge à Sex ohne Ehe und Kinder à mehr potentielle unverheiratete Sexualpartner à Idealisierung des Single-Daseins in den Medien à höhere Ansprüche an bestehende und zukünftige Ehen à mehr Scheidungen und mehr Ehe-Verweigerer à noch mehr unverheiratet Sexualpartner usw.

3.4. Zusammenfassendes Fazit

Ist bei Frauen und Männern der Unterschied zwischen treuem und untreuem Verhalten nun genetisch bedingt? Bedeutet dies, daß von dem Moment an, wo ein Spermium des Vaters in die Eizelle der Mutter eindringt feststeht, ob der Nachkomme zwangsläufig treu oder eher flatterhaft sein wird? Tooby und Cosmides (1990, On the Universality of Human Nature and the Uniqueness of the Individual) sind der Meinung, daß diese definitive Prägung für Männer wie für Frauen unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich ist, da in der Regel zwei extrem verschiedene alternative Eigenschaften von der natürlichen Selektion nicht erhalten werden. Gewöhnlich bedeutet eine von beiden Eigenschaften einen etwas größeren Fortpflanzungsvorteil und damit verbunden eine etwas stärkere genetische Weitergabe an die nächste Generation als die andere. Dies hat über einen entsprechend langen Zeitraum schon bei einem minimalem Vorsprung zur Folge, daß sich die entsprechende Eigenschaft durchsetzt.[127]
Zum einen ist es möglich, daß ein ganzer Teil einer Population auf ein bestimmtes Verhalten, z.B. sich mit Hilfe des Seitensprungs einen Fortpflanzungsvorteil zu verschaffen, festgelegt ist, während der andere Teil darauf geprägt ist, seinen, und eventuell auch (versehentlich) den Nachwuchs eines anderen, liebevoll zu versorgen. Zum anderen könnte es jedoch viel wirkungsvoller sein, wenn diese beiden Fortpflanzungsstrategien nicht innerhalb der Population, sondern innerhalb jedes einzelnen Individuums vorhanden sind.
Dadurch wäre jedes Individuum in der Lage, sich veränderten Umweltbedingungen anzupassen.
Die Annahme, Männer und Frauen seien in psychischer Hinsicht identisch, steht im Widerspruch zu den unterschiedlichen entwicklungsgeschichtlichen Anpassungsproblemen, mit denen sie konfrontiert waren.
Der gravierendste Unterschied liegt meiner Meinung nach darin, daß eine Frau sich nur durch ihre eigenen Kinder, die sie selbst gebärt und aufzieht, fortpflanzen kann (Sie bekommt auch für gewöhnlich keine fremden Kinder untergeschoben). Sie kann zwar die Kinder alleine, ohne die Hilfe des Vaters, aufziehen, aber es ist mit dessen Hilfe auf jeden Fall einfacher. Daher ist es für sie immer besser, in einer Beziehung mit einem Mann zu leben, der sich als nützlich bei der Kinderaufzucht und umgänglich in der Partnerschaft erwiesen hat.
Der Mann kann hingegen entweder fürsorglich seine Kinder in einer Paarbeziehung großziehen oder irgendwelchen Frauen ein Kind anhängen, ohne sich groß um das Wohl der Kinder zu kümmern. Für ihn kann genetisch sowohl ein polygames als auch ein monogames Verhalten vorteilhaft sein. Daher ist der Mann nicht im gleichen Maße wie die Frau auf den Erfolg der Paarbeziehung angewiesen.
Die treue monogame Beziehung bringt jedoch beiden Partnern die größtmögliche Sicherheit in Sachen Fortpflanzung, sie sichert dem Nachwuchs neben der obligaten Mutterliebe auch die wichtige väterliche Fürsorge für die längste Elternschaft im gesamten Tierreich.



[1] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 93
[2] Vgl. Dahl, Die Gene der Liebe, 1994, S. 11
[3] Vgl. Leda Cosmides zitiert in: Die Zeit vom 14.02.1997, Der moderne Mensch paßt besser in die Stein-
  als in die Neuzeit; Vgl. auch Morris, Mars und Venus, 1997, S. 8
[4] Vgl. Spiegel Spezial, Liebe: Ein Gefühl wird erforscht, 5/1995, S. 27
[5] Mit Fitneß ist die Wahrscheinlichkeit gemeint, mit der sich die Person reproduziert.
[6] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 177-178
[7] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 12-13
[8] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 54
[9] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 31; Vgl. auch: Meyer, Sexualität und Bindung, 1994,
  S. 92-93; Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 60-61
[10] Vgl. Geo Wissen, Sex Geburt Genetik, März/1998, S. 96
[11] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 57
[12] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 137-138
[13] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 197-199; 201-206
[14] Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 18;  Vgl. auch: Grammer, Signale der Liebe,
   1993, S. 39-41
[15] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 35-65; Vgl. auch: Wright, Diesseits von gut und
    böse, 1996, S. 61-62
[16] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 88-89
[17] Vgl. Krebs/Davies (hrsg.), Öko-Ethologie, 1981, S. 148-149
[18] Der aufrechte Gang bedingte ein schmales Becken und folglich einen engen Geburtskanal, aber die   Nachkommen kamen mit größeren Köpfen zur Welt als jemals zuvor. Vermutlich werden Menschenkinder deswegen, im Vergleich zu anderen Primaten, vorzeitig geboren.
[19] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 96-101
[20] Vgl. Morris, Das Tier Mensch, 1994, S. 118-122
[21] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 10-11; 37-38; 41-42
[22] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 131
[23] Vgl. Knippel, Empirische Untersuchungen zu Modellbeschreibungen der menschlichen Partnerwahl,
  1996, S. 40-41
[24] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 259
[25]Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 107-109
[26] Trivers, Parental Investment and Sexual Selection 1972, S. 145 f.
[27] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 122 -125
[28] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 141
[29] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 69-71; Vgl. auch: Grammer, Signale der Liebe,
    1993, S. 184; Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 107-109
[30] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 184
[31] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S . 109-110
[32] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 184
[33] Reader‘s Digest Das Beste, Februar 1997, S. 84
[34] Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 75
[35] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 200
[36] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 184
[37] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 77
[38] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 93
[39] Vgl. Knippel, Empirische Untersuchungen zu Modellbeschreibungen der menschlichen Partnerwahl,
  1996, S. 43
[40] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 129
[41] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 252, 435
[42] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 127
[43] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 144, 234-235
[44] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S.119, 121
[45] Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 71
[46] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 143
[47] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 234
[48] Vgl. Morris, Der nackte Affe, 1970, S.58
[49] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 236-237; Vgl. auch: Morris, Mars und Venus,
    1997, S. 24, 89
[50] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 87-88; Vgl. auch: Morris, Das Tier Mensch,
    1994, S. 116-117
[51] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 88
[52] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 424-425
[53] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 96-99
[54] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 266
[55] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 267-268
[56] Vgl. Morris, Der Mensch mit dem wir Leben, 1978, S. 245-250; Vgl. auch: Morris, Das Tier Mensch,
   1994, S. 134-135
[57] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 15
[58] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 14-15; 36; Vgl. auch Morris, Mars und Venus,
    1997, S. 87-89
[59] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 420
[60] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 108-109
[61] Vgl. Blum, Sex on the Brain, 1997, S. 95
[62] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 100
[63] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 236
[64] Vgl. Spiegel Spezial, Liebe: Ein Gefühl wird erforscht, 5/1995, S. 28
[65] Vgl. Morris, Das Tier Mensch, 1994, S. 135-136; Vgl. auch: Morris, Mars und Venus, 1997, S. 125
[66] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 105
[67] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 67
[68] Vgl. Morris, Das Tier Mensch, 1994, S. 135-144
    Vgl. auch Franck, Verhaltensbiologie, 1997 S.124-125
[69] Vgl. Spiegel Spezial, Liebe: Ein Gefühl wird erforscht, 5/1995, S.18
[70] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 109-116; Vgl. auch: Wright, Diesseits von gut und böse,   1996, S. 61, 103-104; 143
[71] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 87
[72] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 109-110
[73] Da bei den See-Elefanten fünf Prozent der männlichen Tiere etwa 85 Prozent der weiblichen für sich
  monopolisiert haben, sorgte die natürliche Selektion dafür, daß männliche See-Elefanten etwa 3500
  Pfund wiegen, bzw. viermal so schwer sind wie die weiblichen Tiere. Im Vergleich dazu zeigen sich
  beim Menschen laut Vandenberg (1972) mehr als 90 Prozent der Männer zu irgend einem Zeitpunkt
  ihres Lebens in der Lage, eine Partnerin zu finden.
[74] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 16-17
[75] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 97-99; Vgl. auch: Wright, Diesseits von gut und
     böse, 1996, S. 151, 152
[76] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 105
[77] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 417-418
[78] Vgl. Dahl, Die Gene der Liebe, 1994, S. 21
[79] Vgl. Master / Johnson, Liebe und Sexualität, 1993, S. 368
[80] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 111; Vgl. auch: Fisher, Anatomie der Liebe,
    1993, S. 238-240
[81] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 112
[82] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 113-121
[83] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 116
[84] Laut Baker und Bellis sinkt die Chance einer Empfängnis, wenn die Frau ihren Orgasmus mehr als   eine Minute vor, bzw. mehr als 45 Minuten nach der Ejakulation hat. Hat sie ihren Orgasmus   innerhalb dieser Zeitspanne, steigen die Chancen einer Befruchtung.
[85] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 112-115: Vgl. auch: Morris, Das Tier Mensch,
    1994, S. 144-147; Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 113-121
[86] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 116; 236
[87] Vgl. Geo Wissen, Sex Geburt Genetik, März/1998, S. 100-103
[88] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 97-99; Vgl. auch: Wright, Diesseits von gut und
    böse, 1996, S. 118-120;. Morris, Mars und Venus, 1997, S. 25
[89] Vgl. Morris, Das Tier Mensch, 1994, S. 151-154
[90] Vgl. Geo, Evolution der Liebe, Januar 1997
[91] Freud, Sigmund, zitiert von: Psychologie Heute, Eifersucht, Mai/1997, S. 23
[92] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 227
[93] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 19; 88-89
[94] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 158-162
[95] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 110-113
   Vgl. auch Franck, Verhaltensbiologie, 1997 S.154
[96] Vgl. Kinsey, Kinsey Report: Das sexuelle Verhalten der Frau, 1953, S. 337
[97] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 216
[98] Vgl. Psychologie Heute, Eifersucht, Mai/1997, S. 24
[99] Vgl. Psychologie Heute, Eifersucht, Mai/1997, S. 22-23
[100] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 91-92
[101] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 267
[102] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 267
[103] Vgl. Psychologie Heute, Eifersucht, Mai/1997, S. 22
[104] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 162-165
[105] Vgl. Spiegel Spezial, Mann + Frau = Krise, Mai/1998, S.18-20
[106] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 218
[107] Vgl. Spiegel Spezial, Mann + Frau = Krise, Mai/1998, S.20
[108] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 386
[109] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 214-216
[110] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 146-147
[111] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 194-197
[112] Boné zitiert in: Luyten (hrsg.), Wesen und Sinn der Geschlechtlichkeit, 1985, S. 231-232
[113] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 206
[114] Bei vielen Arten, deren Kinder nur sehr unzureichend von einem Partner allein versorgt werden können, leben die Partner die Brutzeit über monogam und trennen sich, wenn die jungen alt genug sind um den Bau oder das Nest zu verlassen.
[115] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 142-144; 384
[116] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 148; Vgl. auch: Buss, Die Evolution des Begehrens,     1994, S. 22
[117] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 146-147
[118] Bei den Ringeltauben, die (laut Erickson und Zemone) im allgemeinen von einer Brutzeit bis zur
     nächsten monogam sind, kommt es bei 25 Prozent der Paare, zumeist wegen Unfruchtbarkeit, zu
     Trennungen. Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 20-21
[119] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 216-218; Vgl. auch Wright, Diesseits von gut und
     böse, 1996, S. 205
[120] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 129
[121] Morris, Mars und Venus, 1997, S.116-122
[122] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 139
[123] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 135
[124] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 14
[125] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 138-142
[126] Vgl. Lazarus, Fallstricke der Liebe, 1985, S. 44

[127] Es gibt außerdem auch noch die sogenannte frequenzabhängige Selektion; sie tritt ein, wenn der ursprüngliche Reproduktionsvorteil mit zunehmender Häufigkeit der Eigenschaft in der Population abnimmt. Die natürliche Selektion setzt in diesem Fall der Ausbreitung des Merkmals eine Grenze, so daß Existenzraum für die Alternative bleibt.

4. Kulturelle und gesellschaftliche Aspekte

„Im praktischen Leben, in den konkreten zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es keine Sexualität außerhalb der Moral, weil es keine sexuelle Beziehung unabhängig von den konkreten gesellschaftlichen Beziehungen gibt.“[1]
Es ist nun fraglich, inwieweit kulturelle Gegebenheiten polygames oder monogames Verhalten fördern.
Die unterschiedlichen gesellschaftlichen Anschauungen über Sexualität und die unterschiedlichen Gesetze, die das sexuelle Verhalten zu regeln versuchen, lassen vermuten, daß viele sexuelle Verhaltensweisen, wie beispielsweise Polygamie und Monogamie, kulturell geprägt sind. Da kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse nicht zu verhindern sind, läßt sich ein Verhalten schwierig als rein biologisch bedingt klassifizieren. Umgekehrt ist es ähnlich schwierig, denn jedes noch so einmalige Ritual, das Menschen durchführen, ist, da es von Menschen durchgeführt wird, in einer gewissen Weise biologisch, es ist nie auszuschließen, daß ein Ritual in der Zeit seiner Entstehung für die betreffende Gesellschaft eine bedeutende, vielleicht sogar lebenswichtige Anpassung darstellte. Die schwierige Grenzziehung zwischen den beiden Anschauungen läßt sich am Beispiel der pharaonischen Beschneidung veranschaulichen, einem Ritual, dem sich heute noch jährlich mehrere Millionen Mädchen unterziehen müssen.[2] Dieses hauptsächlich in Afrika anzutreffende Ritual soll dem Mann die Treue der Frau sichern.[3]
Einerseits könnte man dies als eine rein kulturelle Entwicklung betrachten, da diese Form der Beschneidung nur in einigen Kulturen vorkommt. Andererseits könnte man aber auch vermuten, daß es eine Folge einer stärkeren männlichen Eifersucht ist, die sich, ähnlich wie z.B. der Keuchheitsgürtel im europäischen Mittelalter, gegen die Gefahr, ein Kind untergeschoben zu bekommen, richtet (s. auch „Eifersucht“, (3.3.1.4)). Wenn man also annimmt, daß Männer und Frauen mittels über einen langen Zeitraum entwickelten Ritualen biologische Interessen durchsetzen, dann könnte die in der von Männern dominierten westlichen Welt existierende Doppelmoral eine ähnliche Funktion wie die pharaonische Beschneidung haben. Obwohl sich beide Methoden aus unserer Sicht erheblich unterscheiden, haben beide eine deutliche Benachteiligung der Frau zur Folge und dienen vermutlich dem gleichen Zweck.

4.1. Moral und Doppelmoral

Der Begriff Doppelmoral bezieht sich darauf, daß in vielen Kulturen unterschiedliche Normen für das Sexualverhalten von Männern und Frauen gelten. Eine Folge davon ist, daß in den meisten Gesellschaften über lange Zeit Frauen weniger sexuelle Freiheiten eingeräumt wurden als den Männern. Diese Benachteiligungen werden häufig religiös oder anhand alter Traditionen begründet.
Frauen werden in fast allen Kulturen bei zügellosem sexuellen Verlangen für abnormer gehalten als vergleichbar libidinöse Männer. Sie gelten als „sexuell zurückhaltender und wählerischer.“ Hingegen wurde in den meisten Kulturen ein polygames Verhalten der Männer begünstigt oder zumindest toleriert.
Laut Lampe und Bullought wurde in der westlichen Geschichte zum ersten Mal durch die Hebräer (516 v. Chr.-70 n. Chr.) eine Verbindung zwischen Sexualmoral und Religion hergestellt. Von den Frauen wurde verlangt, daß sie als Jungfrau in die Ehe gehen und ihrem Gatten die Treue halten, während Männern der Geschlechtsverkehr mit Prostituierten, Konkubinen, Witwen und Dienerinnen gestattet war. Wenn Männer beim Ehebruch ertappt wurden, kamen sie in vielen Kulturen ohne Strafe davon, während die beteiligten Frauen harten Strafe ausgesetzt waren. Der Mann machte sich häufig nur gegenüber dem Ehemann der Frau strafbar. Hier wurde das polygame Verhalten des Mannes also zweifelsfrei anerkannt.
Auch in neuerer Zeit wurden Mädchen und Frauen in ihren sexuellen Freiheiten eingeschränkt, um sie „rein und „unschuldig“ zu bewahren, während man bei Jungen und Männern häufig über ein voreheliches Sexualleben hinwegsah, da sie sich ja „die Hörner abstoßen“ müssen, wie es ihre „animalische Natur“ verlangt.[4]
In allen von Buss untersuchten Kulturen wird die körperliche Unberührtheit des zukünftigen Partners von den Männern als wichtiger bewertet als von den Frauen, das polygyne Verhalten des Mannes wird also kulturübergreifend akzeptiert.
Die Unberührtheit der Frau wird in den Kulturen unterschiedlich bewertet, sie wird immer unwichtiger, je größer die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frau ist. Man kann also auch heute noch davon ausgehen, daß Männer die sexuelle Zurückhaltung der Frau durchsetzen, so lange ihnen dies aus ihrer Machtposition heraus möglich ist, während bei ihnen ein polygames Verhalten seit jeher zu tolerieren ist.[5]
Es gibt jedoch in Deutschland ein Gesetz, das noch bis zum Ende der fünfziger Jahre angewandt wurde, nach dem Frauen, die ihre Jungfräulichkeit bereits beim Verlobten verloren hatten, bei ausbleibender Heirat auf „Wertminderung“ Klagen konnten (sogenannte Kranzgeldprozesse).
Die Benachteiligung der Frau mittels einseitiger Moralvorstellungen tritt heute in unserer Gesellschaft nicht mehr so offen auf. Befragungen von Christensen aus dem Jahre 1968 belegten, daß „die große Mehrheit der Befragten eine Sexualmoral nach dem Gleichheitsprinzip für richtig hält.“ Weiterhin wurde deutlich, je freizügiger insgesamt ein Kulturbereich ist, desto eher werden voreheliche Sexualerfahrungen bei beiden Geschlechtern gebilligt. Daraus folgert Christensen, daß größere Freizügigkeit eine Nivellierung geschlechts- und kulturspezifischer Unterschiede bedingt.[6]
Giese und Schmidt kamen ebenfalls 1968 bei einer Studie zu dem Ergebnis, daß 10 bis 20 Prozent der Befragten die Einstellung vertraten, „daß voreheliche Koitusbeziehungen für Männer in jedem Fall zu billigen seien, für Frauen aber nur unter bestimmten Umständen, z.B. bei einer Liebesbeziehung.“[7]
Trotz des Anstieges der sexuellen Freizügigkeit und der Annäherung der Normen für Männer und Frauen wirkt sich die Doppelmoral der Vergangenheit heute noch durch Märchen, Großeltern oder über klischeebeladene Filme auf die Heranwachsenden aus.
Während sich männliche Rockstars heutzutage bequem das Image des Sex-süchtigen leisten können, sind die meisten weiblichen Popstars noch immer auf ihr Image als „braves Mädchen“ bedacht.

4.2. Religiöse und Philosophische Einflüsse

Kinsey et al. schreiben den religiösen Forderungen der verschiedenen Gruppen einen großen Einfluß auf das sexuelle Verhalten in den anglo-amerikanischen Gesellschaften zu. Als am wenigsten sexuell aktiv erwiesen sich orthodoxe Juden, gefolgt von strenggläubigen Katholiken und Protestanten. Jedoch sind die Unterschiede zwischen strenggläubigen und religiös indifferenten Personen des gleichen Glaubens viel größer als die Unterschiede zwischen den strenggläubigen Gruppen verschiedener Glaubensrichtungen.[8]
Da die menschliche Sexualität und Bindung in einem vielschichtigem System angelegt ist, bedürfen sie der Deutung und lassen sich ideologisch interpretieren. Diese Interpretationen können so weit gehen, „daß ideologische Systeme die facettenreiche Wirklichkeit verstellen und aufgrund ihrer einseitigen religiösen und philosophischen Sinngebungen dann auch Normen aufstellen, denen die Mehrzahl oder zumindest eine Vielzahl der Menschen nicht gerecht zu werden vermag.“ Aufgrund der Komplexität und der Widersprüchlichkeit der menschlichen Neigungen lassen sich religiöse und philosophische Interpretationen über lange Zeit aufrecht erhalten und gegen Kritiker verteidigen.[9]
Religiöse und philosophische Deutungen bilden meist den Hintergrund der staatlichen Gesetze. Die frühen Christen übernahmen die sehr engen Anschauungen der alten Israeliten und verschärften diese noch zusätzlich, so daß sie die Sexualität nur als ein notwendiges Übel ansahen und sexuelle Abstinenz als besondere Tugend priesen.[10] Die „Sexualideologie der christlichen Religion beziehungsweise der christlichen Konfessionen ist – mit Ausnahme weniger Gedanken – in ihrer Gesamttendenz restriktiv, restriktiver als die des Islam, des Judentums oder des Buddhismus.“[11]
Die Polygamie wurde im neuen Testament zwar nicht ausdrücklich aufgehoben, jedoch wurde für Christen die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau vorausgesetzt. Markus und Matthäus schreiben, daß schon ein begehrlicher Blick auf eine fremde Frau als Ehebruch verurteilt wird, und daß Unzüchtige, Ehebrecher und Homosexuelle keinen Zugang zum Reich Gottes finden. Bei manchen Kirchenvätern ging die ablehnende Haltung der Sexualität gegenüber sogar soweit, daß sie die Ehe in die Nähe der legalisierten Hurerei rückten.[12]
Der Theologe Thomas von Aquin faßte im 13 Jahrhundert die überlieferte christliche Sexualdoktrin zusammen und erklärte, Gott lasse Geschlechtsverkehr nur dann zu, wenn er erfolge:
-         zum richtigen Zweck (dem der Fortpflanzung)
-         mit der richtigen Person (dem Ehepartner) und
-         in der richtigen Weise (durch Koitus)
Jede sexuelle Handlung, die nicht völlig diese dreifache Bedingung erfüllte, war unnatürlich und sündhaft.[13]
Das Bild der jungfräulichen Mutter Maria verkörpert das sexuelle Ideal der katholischen Kirche, nämlich Fortpflanzung ohne Sex.[14]
Aus christlicher Sicht ist Keuschheit unter anderem ein Resultat moralischer Steuerung und daher eine Frucht des Geistes, während Unzucht demgegenüber das Werk des Fleisches ist. Im Paradies gab es laut Augustinus eine Art von Zeugung, bei der man keine beschämende Lust empfinden mußte.[15]
Im Gegensatz dazu glaubte man im antiken Griechenland, alle Formen der Liebe seien göttlichen Ursprungs, und ihre Sprache enthielt nicht einmal ein besonderes Wort für Keuschheit.[16]
Obwohl mittlerweile innerhalb der katholischen Kirche eine gewisse Liberalisierung eingesetzt hat, vertritt sie im Grunde genommen nach wie vor Auffassungen, nach denen das Sexualverhalten der meisten heutigen Menschen als „abweichend“ bezeichnet werden müßte.[17] Ein angesehenes theologisches Lexikon behandelt noch heute die Wiederverheiratung einer Witwe bedenkenlos unter dem Stichwort „Bigamie, sukzessive“.[18]
Der deutsche Philosoph J. G. Fichte (1762-1814) ging davon aus, daß der Geschlechtstrieb beim Mann unmittelbarer und stärker wirkt als bei der Frau, bei der die Sexualität enger als beim Mann mit Liebe verknüpft ist. Der Mann kann so, nach Ansicht des Philosophen, ohne Verlust seiner Würde den Geschlechtstrieb eingestehen und auch dessen Befriedigung suchen. Des weiteren war er der Auffassung, daß im unverdorbenen Weib kein Geschlechtstrieb wohnt und daß ihr natürlicher Trieb die Liebe ist, die darin besteht, „den Mann zu befriedigen“, sich ihm „hinzugeben“ und sich ihm „aufzuopfern“.[19] Deutliche Unterschiede machte er auch bei ehelicher Untreue: „Der Ehebruch der Frau vernichte in jedem Fall das eheliche Verhältnis; der Mann könne die Ehebrecherin nicht behalten, ohne sich selbst herabzuwürdigen.“ Der Ehebruch des Mannes sei der Frau gegenüber zwar eine große Ungerechtigkeit, aber er vernichte nicht notwendigerweise das eheliche Verhältnis, denn die Frau kann verzeihen.[20]
In neuerer Zeit hat der Einfluß der Kirche auf die Paarbeziehung nachgelassen. Die Theologen wurden im 19. Jahrhundert durch Psychiater und Mediziner als Experten für sexuelles Verhalten abgelöst. In der Anfangszeit wurde nur die alte Doktrin von der religiösen in die medizinische Sprache übersetzt. Dies hatte zwar zur Folge, daß die Fortpflanzung an Bedeutung verlor, jedoch die zweifache Norm des „richtigen“ Geschlechtsverkehrs mit der „richtigen“ Person aufrechterhalten wurde. Jede andere Art sexuellen Verhaltens wurde als pathologisch oder pervers verdammt.[21]
Die Viktorianer gelten als Paradebeispiel für die fast vollständige individuelle und gesellschaftliche Unterdrückung des Sex.[22] Der viktorianische Arzt William Acton (1813-1875) hatte mit seinen Ansichten zur Sittlichkeit bedeutenden Einfluß auf seine Zeitgenossen und Nachwelt.[23] In seinem Buch „The Functions and Disorders of the Reproductive Organs“ warnte dieser davor, daß zum Ersatz des Geschlechtsverkehrs vorgenommene „abnorme“ Handlungen mit schrecklichen Risiken verbunden seien, und daß über längere Zeit praktizierte Selbstbefriedigung, weit genug getrieben, mit frühem Tod oder Selbstzerüttung ende. Außerdem war er der Meinung, daß Frauen in der Mehrzahl, bis auf einige wenige, von geschlechtlichen Regungen verschont bleiben und daß die besten Mütter, Ehefrauen oder Haushälterinnen wenig oder gar nichts von geschlechtlichen Lustbarkeiten verstehen. Die einzige Leidenschaft, die sie kennen, sei die Liebe zu ihrem Heim, ihren Kindern und ihren häuslichen Pflichten.[24]
Die in ihrer „Gesamttendenz restriktive christliche Sexualideologie wirkte trotz vielfältiger Einflüsse bis ins 20. Jahrhundert auf das sexuelle Empfinden und Handeln des abendländischen Menschen ein.“ Jedoch zeigen neuere Umfragen, daß der religiöse Einfluß auf die Sexualität mit der fortschreitenden Liberalisierung der verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche, insbesondere mit der sexuellen Liberalisierung seit den sechziger Jahren, zunehmend geschwunden ist.[25] Die sexuellen Aufklärungsschriften der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts veränderten binnen weniger Jahrzehnte die Moralvorstellungen unserer Gesellschaft, für deren Aufbau die Kirche Jahrhunderte benötigt hatte, erheblich. „Die schnelle Wirkung der Aufklärungsschriften beruhte – neben dem Umfang und der Art ihrer Vermittlung durch die Massenmedien – vor allem wohl darauf, daß ihre permissiven Appelle den (..) Neigungen des Menschen sehr viel mehr entsprachen als die restriktiven Einstellungen der Kirchenväter.“[26]
Prüderie und übertriebene Sittenstrenge sind unnatürliche Verhaltensvorschriften für unsere Spezies.[27]


4.2.1. Die monogame Ehe

Heiratsgründe waren traditionell vor allem Zugang zu einem „normalen“ Sexualleben, Liebe und gesellschaftlicher Druck.[28] Roussel und Festy sind der Meinung, daß die Anzahl der Eheschließungen zurückgeht, weil die traditionellen Heiratsgründe immer mehr an Bedeutung verlieren und man auch ohne Trauschein zusammenleben kann. Ferner gehen in Folge moderner Verhütungsmittel die sogenannten „Muß-Ehen“ zurück.[29]
Trotz dieser Aufweichung der Ehe und der steigenden Scheidungszahlen hat sie auch heute noch eine zentrale Bedeutung, in den USA beispielsweise sind rund 90 Prozent der dreißigjährigen verheiratet.[30]
Eine Studie zeigt, daß Personen, die vor 1970 volljährig wurden, fast ausnahmslos heirateten, ohne vorher zusammengelebt zu haben, während dies bei den jüngeren nur selten der Fall war. Das durchschnittliche Alter beim Zusammenziehen blieb jedoch weitgehend konstant, bei Männern lag es bei 22, bei Frauen bei 20 Jahren.[31]

Kant definierte die Ehe in völliger Nüchternheit als die Verbindung zweier Personen verschiedenen Geschlechts zum lebenslangen wechselseitigen Besitz ihrer Geschlechtseigenschaften.[32]
Wenn die Menschen unter „normalen“ Umständen leben und alle ungefähr die gleichen Chancen haben, neigen sie zu monogamen Paarbeziehungen bzw. Ehen. Es besteht jedoch ein erheblicher Unterschied zwischen Monogamie in lebenslanger, sakramentaler Verbindung und Monogamie im Sinne eines lösbaren, bürgerlichen Vertrages. Die Funktionen der Ehe reichen vom Schutz des Nachwuchses durch zwei Elternteile über die sexuelle Befriedigung der Partner und die ökonomischen Sicherung der Familienmitglieder bis zu der Annahme, daß ein stabiles Familienleben die beste Garantie für sozialen Frieden sei.[33]
Haeberle ist einerseits der Meinung, daß der Mensch in einem hohen Maße anpassungsfähig ist und in der Regel Eheformen (bzw. -bräuche) entwickelt, die seinen sozialen und ökonomischen Lebensumständen entsprechen. Des weiteren geht er davon aus, daß alle Ziele und Funktionen heute auch ohne Ehe und Familie umgesetzt werden könnten. Kinder sind, dank Kindergärten und Schulen, nicht mehr unbedingt auf beide Elternteile angewiesen. Partnerschaft und sexuelle Erfüllung kann auch außerhalb der Ehe stattfinden.[34]
Andererseits geht er davon aus, daß alle alternativen Formen des Zusammenlebens schon einmal versucht wurden und sich entweder nicht durchsetzen konnten, oder von der relativ ausschließlichen Monogamie abgelöst wurden. Dies bedeutet, daß unsere gegenwärtige Form der Ehe vermutlich auf einem sehr viel stabileren Fundament ruht als nur einem umstrittenen Brauch.[35]
Die Ehe, wie sie heute in westlichen Ländern üblich ist, hat eine lange Tradition, die durch mehrere Kulturepochen zurückverfolgt werden kann. Neben der römischen, jüdischen und germanischen Kultur wurde die Ehe durch die Doktrin und Politik der christlichen Kirche des Mittelalters, die Forderungen der protestantischen Reformation und die sozialen Auswirkungen der Industriellen Revolution geformt.
Im antiken Griechenland wurde die Ehe als fundamentale soziale Einrichtung betrachtet. Die Frauen wurden als den Männern unterlegen betrachtet und hatten als Hauptaufgabe, Kinder zu gebären und den Haushalt zu versorgen.
Ähnlich sah es im alten Israel aus, der Status der Frauen war niedrig und man betrachtete sie als Besitz des Vaters oder Ehemannes. In beiden Gesellschaften waren Scheidungen von Seiten des Mannes erlaubt, während es für die Frau nahezu unmöglich war, sich scheiden zu lassen.
In den Ländern Nordeuropas herrschten eher barbarische Ehebräuche, in denen die Frauen eine Haussklaven ähnliche Rolle spielten. Die Ehe war nach germanischem Recht ein Geschäft zwischen Bräutigam und dem Brautvater (Ehehandel). Mit wachsendem Einfluß der Kirche wurde die Ehe auf dem freiwilligem Einverständnis beider Partner begründet und die Situation der Frauen verbessert.[36]
In der islamischen Tradition wird die Ehe nachdrücklich unterstützt, und es gibt weder Klöster noch Keuschheitsgelübde. Der Koran gestattet zwar Polygynie, die jedoch auch in früheren Zeiten eher die Ausnahme denn die Regel darstellte. Für die meisten Moslems war und ist die Monogamie die normale Form der Ehe.[37]
Aufgrund vieler Entwicklungen hat die Ehe heute in der westlichen Welt eine ganz andere und wesentlich geringere Bedeutung als noch vor einem Jahrhundert. Materielle Überlegungen spielen bei der Eheschließung mittlerweile eine geringere Rolle, während die sexuelle Anziehung der Partner deutlich an Bedeutung gewann. Des weiteren ist heute die falsche Wahl weniger verhängnisvoll als zu früheren Zeiten, da die gleichberechtigte Möglichkeit der Scheidung besteht.[38]
Die Scheidung wurde zwar in den meisten abendländischen Kulturen nicht gerne gesehen, aber vor allem, wenn sie vom Mann ausging, toleriert. Im europäischen Mittelalter erklärte jedoch die Kirche die Ehe für unauflöslich. In England mußten bis ins 19. Jahrhundert Scheidungen in einem teuren und schleppenden Verfahren vom Parlament bewilligt werden. In Italien, Portugal und Spanien blieb die Scheidung bis in unser Jahrhundert verboten, in Italien wurde sie erst 1970 legalisiert.[39]

4.2.2. Die polygame Ehe

Polygamie bedeutet der Definition nach, mehr als einen Sexpartner gleichzeitig zu haben.[40] Wenn ein Mann mehr als eine Ehefrau hat, nennt man das Polygynie, den umgekehrten Fall bezeichnet man als Polyandrie. Die Polygynie ist weitverbreitet, die Polyandrie kommt äußerst selten, eigentlich nie vor. Polygynie existiert, seitdem es reiche Männer gibt, die es sich leisten können, mehr als eine Frau zu ernähren. Doch selbst in einem Harem setzte sich der natürliche Instinkt des Menschen zur Paarbindung durch und äußerte sich darin, daß es normalerweise eine Hauptfrau und mehrere Nebenfrauen gab.
Es gibt bis heute Gesellschaftsformen, in denen die Vielehe mit mehreren Frauen bemerkenswert gut funktioniert, in Kamerun z.B. ist die Polygynie überall verbreitet.[41]
Die gewaltige Mehrheit, nämlich 980 von insgesamt 1154 vergangenen oder gegenwärtigen Gesellschaftssystemen, erlaubte dem Mann, mehr als eine Ehefrau zu haben. Nur sechs der 1154 Gesellschaftssysteme (0,5 Prozent) waren polyandrisch. Für 43 Prozent der 980 polygynen Kulturen gilt, daß Polygynie in ihnen nur vereinzelt vorkommt und selbst dort, wo sie verbreiteter ist, bleibt sie im allgemeinen einer zahlenmäßig kleinen Schicht von Männern vorbehalten (5-10%). Seit Urzeiten sind zwar die meisten Gesellschaftssysteme polygam, die meisten Ehen jedoch monogam.[42]
Wenn Männer nun wirklich aufgrund eines genetisch festgelegtem Impulses zur Polygynie neigen sollten, dann stellt sich die Frage, wieso die Männer, die fast überall in der Welt das Sagen haben, in den meisten Ländern Polygynie kraft Gesetzes verboten haben.
In Kulturen auf der Stufe des physiologischen Existenzminimum ist Monogamie laut Alexander „ökologisch vorgeschrieben“.
Generell kann man sagen, daß ökonomische Gleichheit dazu beiträgt, Polygynie zu unterbinden, denn wieso sollte eine Frau einen Mann mit einer anderen Frau teilen, wenn sie einen von ähnlichem Status und Reichtum alleine haben könnte. Sogar in polygynen Kulturen sind die Frauen oft nicht sehr glücklich darüber, nur eine von mehreren Frauen zu sein. In der Regel ist ihnen dies jedoch lieber, als sich im Elend der ungeteilten Zuwendung eines weniger Betuchten zu erfreuen, oder aber, und das ist in diesen Gesellschaftsformen häufiger, sie werden von ihren Eltern dazu gezwungen.[43]
Wickler ist der Meinung, daß „unser religiös-kultureller Normrahmen der Ur-Armut der Abhängigkeit von der Natur und der daran angepaßten frühmenschlichen Familien- und Sozialstruktur“ entstammt.[44]
Des weiteren haben Gaulin und Boster die Hälfte aller bekannten monogamen Gesellschaften als „nichtgeschichtet“ klassifiziert. Daraus ergibt sich nun die Frage, wieso 72 Gesellschaftssysteme der Weltgeschichte , einschließlich der modernen Industriegesellschaften, trotz ökonomischer Schichtung monogam sind. Alexander ist überzeugt davon, daß Monogamie in geschichteten Gesellschaftssystemen etwas Künstliches anhaftet und daß mancherorts hinter der Fassade der Monogamie die Polygynie ein beharrliches Schattendasein führt.[45]
Bei genauerem Hinsehen könnte man meinen, daß Männer größtenteils von einer polygynen Gesellschaftsstruktur profitieren würden, während Frauen darunter zu leiden hätten. Jedoch liegt auf der Hand, daß eine Frau, die mit einem armen Mann verheiratet ist und statt seiner lieber einen halben reichen hätte, mit der Institution Monogamie nicht gut bedient ist. Genauso offenkundig ist, daß für ihren armen Ehemann, den sie gern sitzenließe, die Polygynie unvorteilhaft wäre. Diese Benachteiligung trifft nicht nur auf die Männer am unteren Ende der Einkommensskala zu, sondern wirkt sich auf die Partnerwahl der meisten Männer negativ aus, da sie, wenn aufgrund einiger polygyner Ehen weniger Frauen zur Auswahl stehen als Männer vorhanden sind, eventuell eine schlechtere Wahl treffen müssen, als es in einer rein monogamen Gesellschaft der Fall wäre.[46] „Unter idealen freien Polygyniebedingungen gibt es eine perfekte positive Korrelation zwischen dem Reichtum eines Mannes und der Anzahl seiner weiblichen Partner.“ In einem solchen polygynen System wird der Vorteil, der durch die Wahl eines reichen Mannes entsteht, durch das Teilen des Reichtums mit mehreren anderen Frauen wieder aufgehoben.[47]
Bei der seriellen Monogamie (mehrere Paarbeziehungen hintereinander) sieht es für ressourcenarme Männer ähnlich nachteilig wie bei der Polygynie aus. Im Leben jeder Frau gibt es eine fruchtbare Phase von etwa 25 Jahren Dauer. Da manche Männer nach einer langjährigen Ehe nochmals eine jüngere Frau heiraten und damit eventuell mehr als 25 Jahre weiblicher Fruchtbarkeit okkupieren, müssen anderswo Männer mit weniger auskommen.[48] Dies wird unter anderem darin deutlich, daß, laut einem Bericht des U.S. Census Bureau, über 14 Prozent aller Männer in der Altersgruppe zwischen 35 und 39 Jahren nie geheiratet hatten, während es bei den Frauen in der selben Altersgruppe nur 10 Prozent waren.[49]
Desmond Morris geht davon aus, daß in polygynen Gesellschaften, in denen das Liebesleben als ein öffentliches Statussymbol gilt oder die Ehe zur Besitzerweiterung benutzt wird, die Beziehungen wenig emotionale Bedeutung haben. Weitaus schwieriger sei es jedoch, wenn Liebe und emotionale Bindung an erster Stelle stehen. Dabei entstehen für die Frauen die Probleme der Verfügbarkeit und Eifersucht, es stellt sich die Frage: „Wo ist er, wenn man ihn braucht, und mit wem ist er zusammen?“ Die Polygynie habe nur dann wirklich eine Chance, wenn die Ehe auf eine geschäftliche Transaktion reduziert wird. Selbst der Koran äußert, wie das folgende Zitat beweist, Zweifel daran, ob die Polygynie in der Praxis funktioniert: „Heirate Frauen deiner Wahl, zwei, drei oder vier; aber wenn du fürchtest, daß du ihnen nicht gerecht werden kannst, dann nur eine...Das ist besser, damit du keine Ungerechtigkeit begehst.“ An späterer Stelle wird der Punkt noch untermauert: „Du wirst nie in der Lage sein, allen Ehefrauen gerecht zu werden, auch wenn du es noch so sehr möchtest.“
Historisch gesehen hat der Islam die Ehe mit mehreren Frauen wohl deshalb gestattet, weil viele Männer bei kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer gefallen sind und viele Frauen als Witwen zurückblieben.[50]
Wenn man also die Polygynie genauer betrachtet, weist vieles darauf hin, daß der Mensch bevorzugt Paarbindungen eingeht, und daß andere Formen des Zusammenlebens sich nur bedingt für ihn eignen. Zum einen ist die Polygamie in vielen Ländern verboten, und zum anderen müßte eine Gesellschaft, die das Prinzip der Gleichberechtigung beider Geschlechter verfolgt, beide Formen der Polygamie zulassen.

4.3. Veränderung der Moral oder befreite Sexualität

In den 68er Jahren wurde versucht, alte Moralvorstellungen häufig mit Hilfe des Gegenteils auszumerzen. So wurde beispielsweise die prüde Monogamie der Eltern durch extreme Polygamie ersetzt. Dies verdeutlicht z.B. der Spruch: „Wer zweimal mit der Selben pennt, gehört schon zum Establishment“.
Die Abschaffung einer Norm schafft meistens eine neue. Während beispielsweise die alte Norm sexuelle Erfahrungen vor der Ehe verbot, ist nach einer neuen Norm „eine 18jährige Jungfrau zurückgeblieben“.
Ein anderes bezeichnendes Beispiel für die einengende Wirkung neuer Normen und Moralvorstellungen liefert ein Student, der 1979 der Zeitschrift „Sexualität Konkret“ folgendes berichtete: „Wir machen seit zwei Monaten überhaupt keinen Koitus mehr, sondern nur noch Petting. Früher haben wir auch miteinander geschlafen, meine Freundin hatte auch einen Orgasmus dabei, die Initiative ging meist von ihr aus. Dann las sie über den „Mythos vom vaginalen Orgasmus“, und daraus ergaben sich Komplikationen: eigentlich fand sie den Koitus schön, auch und gerade die Penetration. Jetzt dachte sie aber, daß sie das gar nicht gut finden durfte.“[51]
Es wird nie eine Gesellschaft geben, in der das Sexualleben definitiv ohne Normen auskommt, selbst in Charles Fouriers erotisch-politischer Utopie einer Liebesarche, in der alle Anomalien zum Variantenreichtum der Sexualität gehören, hat das Glück der zufriedenen Abartigkeit seine Grenzen: Was andere schädigt, beeinträchtigt oder kränkt, bleibt verboten. Es bleibt ein Rest des Unerfüllbaren und der Repression.[52]

4.4. Zusammenfassung


Die wohl wichtigste Funktion der Partnerwahl ist die Anpassung der Wahlkriterien an die populationsspezifischen sozioökonomischen Bedingungen. Partnerwahl ist so flexibel, daß kognitive Lernvorgänge und Fähigkeiten im Partnerwahlbereich eine wesentliche Rolle spielen, die letztlich zum kulturellen Ausbau von spezifischen Merkmalen und Wahlsystemen führen. „Reproduktionserfolg unter den unterschiedlichsten sozioökonomischen Bedingungen erzwingt eine Gen-Kultur-Koevolution mit der Konsequenz der Sexökonomie und der daraus entstehenden Heiratsmärkte mit ihren eigenen Gesetzen.“[53]
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß das kulturelle Umfeld auf jeden Fall Einfluß auf das sexuelle Verhalten der Männer hatte. Dabei hat sich das Verhalten der Männer über die Jahrhunderte hinweg weniger geändert als das der Frauen, da den Männern immer wesentlich größere Freiheiten zugestanden wurden.
Ihnen wurde ein polygames Verhalten fast immer gestattet, daher ist die Tatsache, daß sich in den meisten Kulturen monogame oder seriell monogame Beziehungen entwickelt haben, ein Anzeichen dafür, daß der Mann nicht genetisch auf polygames Verhalten festgelegt ist.
Trotz kultureller Vorgaben gab und gibt es immer zahlreiche Abweichungen von der jeweiligen „Norm“, also polygame Männer in streng monogamen Kulturen und absolut treue Männer in polygynen Kulturen. Der kulturelle Einfluß scheint daher nur gesellschaftliche Tendenzen vorzugeben.



[1] Bittighöfer, Sexualität und Moral, zitiert in: Hesse/Trembrock (hrsg), Sexuologie, S. 6
[2] Hierbei werden die Klitoris und die inneren Schamlippen entfernt und anschließend wird der Scheideneingang weitgehend zugenäht.
[3] Morris, Mars und Venus, 1997, S. 206-212
[4] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 101-102, 105; Vgl. auch Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 315-324
[5] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S.89-91
[6] Vgl. Selg, Psychologie des Sexualverhaltens, 1979, S. 83, 84
[7] Vgl. Selg, Psychologie des Sexualverhaltens, 1979, S. 83
[8] Vgl. Kinsey, Kinsey Report, 1948 S. 414, 431
[9] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 21
[10] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 306
  Vgl. auch Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 21-22
[11] Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 22
[12] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 29, 33
[13] Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 290
[14] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 355
[15] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 25, 33
[16] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 350-351
[17] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 356-357
[18] Cancik in: Siems (Hrsg.), Sexualität und Erotik in der Antike, 1994, S.351
[19] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 51-52
[20] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 52
[21] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 290
[22] Bredow, Befreite Sexualität?, 1990, S. 45
[23] Vgl. Hertoft, Sexologisches Wörterbuch, 1993, S. 15
[24] Vgl. Marcus, Umkehrung der Moral, 1979, S. 34, 48;
  Vgl. auch Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 324
[25] Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 36, 50
[26] Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 75
[27] Vgl. Morris, Das Tier Mensch, 1994, S. 118
[28] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 217
[29] Roussel und Festy in: Rückert, Partnerwahl,1979, S.109
[30] Vgl. Michael et al., Sexwende, 1994, S. 117
[31] Vgl. Michael et al., Sexwende, 1994, S. 127
[32] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 447
[33] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 444-445
[34] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 440-441; 455
[35] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 459
[36] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 448-450
[37] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 456
[38] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S.458
[39] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 450-455; Vgl. auch: Wright, Diesseits von gut
     und böse, 1996, S. 178
[40] Vgl. Dudenverlag, Fremdwörterbuch, Stichwort: Polygamie
[41] Vgl. Meyers Lexikon, Stichwort: Ehe; Vgl. auch: Morris, Mars und Venus, 1997, S. 103-112
[42] Vgl. Fisher, Anatomie der Liebe, 1993, S. 80-86; Vgl. auch: Wright, Diesseits von gut und böse,
    1996, S. 152, 153
[43] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 155-157
[44] Wickler zitiert in: Luyten (hrsg.), Wesen und Sinn der Geschlechtlichkeit, 1985, S. 90-91
[45] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 155-157
[46] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 160
[47] Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 137
[48] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 168
[49] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 218
[50] Vgl. Morris, Mars und Venus, 1997, S. 103-112
[51] Sexualität konkret, 1979, S. 54
[52] Vgl. Bredow, Befreite Sexualität?, 1990, S. 203
[53] Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 437

5. Psychologische Aspekte

„Die genetisch vorgesehene Geschlechtlichkeit und die reifeabhängigen anatomisch-physiologischen sexuellen Phänomene werden heute von vielen nur noch als Möglichkeit und Rahmen für das angesehen, was den einzelnen schließlich als Sexualwesen ausmacht. Angeboren sind lediglich das Bedürfnis und die Fähigkeit zu dem Verhaltensanteil, den man Sexualverhalten nennt.“[1]
Wenn Menschen sich verlieben, sind sie nicht nur Marionetten ihrer Biologie, sondern es spielen auch psychologische Prozesse eine wichtige Rolle. Die psychologischen Modelle der Partnerwahl machen deutlich, daß der Wunsch nach gesundem Nachwuchs zur Erklärung nicht ausreicht.
Durch die „Lockerung der Instinkte im Verlauf der menschlichen Entwicklung wurde Sexualität biologisch weitgehend freigesetzt.“[2]
Einige behavioristische Psychologen, z.B. Hardy, haben jeden direkten Einfluß der Hormone auf die Sexualität des Menschen geleugnet. Man hat davon gesprochen, daß im Laufe der Evolution die Bestimmung sexuellen Verhaltens und der Erregbarkeit immer unabhängiger von den Hormonen wurde. Am stärksten hat sich der Mensch von seinen Sexualhormonen emanzipiert. Hardy geht davon aus, daß die in Verbindung mit dem Orgasmus angenehm erlebten Emotionen im lerntheoretischen Sinne als Verstärker dienen und die Tendenz bekräftigen, die Handlungen auszuführen, die zum Orgasmus geführt haben.[3]
Man kann davon ausgehen, daß sexuelles Verlangen zu einem beträchtlichen Teil erworben wird, da das sexuelle Verhalten von Individuen ganz erhebliche Unterschiede zeigt. Kinsey et al. berichteten von Männern, die von der Pubertät an über Jahrzehnte bis ins hohe Alter zehn und mehr Orgasmen wöchentlich erlebten, während andere Männer in ihrem gesamten Leben nur einen Orgasmus oder weniger pro Woche haben. Diese Verhaltensunterschiede des Menschen sind bei weitem größer als die Variationen physischer Merkmale.[4]

5.1. Psychologische Erklärungsmodelle

5.1.1. Psychoanalytische Erklärung

Laut Freud ist der psychische Apparat des Menschen in drei Instanzen unterteilt. „Die ältesten dieser psychischen Provinzen (..) nennen wir das Es; sein Inhalt ist alles, was ererbt, bei der Geburt mitgebracht, konstitutionell festgelegt ist, vor allem die aus der Körperorganisation stammenden Triebe, (..).“[5]
Unter dem Einfluß der uns umgebenden realen Außenwelt hat sich aus einem Teil des Es eine besondere Organisation, nämlich das Ich gebildet, das von nun an zwischen Es und Außenwelt vermittelt.[6]
Die dritte Instanz, das Über-Ich, ist das Ergebnis der langen Kindheitsperiode, während der der werdende Mensch in Abhängigkeit von seinen Eltern lebt. In dieser besonderen Instanz setzt sich der elterliche Einfluß fort.[7]
„Eine Handlung des Ichs ist dann korrekt, wenn sie gleichzeitig den Anforderungen des Es, des Über-Ichs und der Realität genügt, also deren Ansprüche zu versöhnen weiß“[8]
„Man sieht, daß Es und Über-Ich bei all ihrer fundamentalen Verschiedenheit die eine Übereinstimmung zeigen, daß sie die Einflüsse der Vergangenheit repräsentieren, das Es den der Ererbten, das Über-Ich im wesentlichen den der von anderen Übernommenen (..).“[9]
Freud unterteilt die Entwicklung der Sexualfunktion beim Kind in die orale-, die anale- und die phallische Phase. In der ersten, der oralen Phase, sind die psychischen Tätigkeiten zunächst darauf eingestellt, dem Bedürfnis des Mundes (primär durch Nahrungsaufnahme) Befriedigung zu schaffen. In der zweiten, der sadistisch-analen Phase, wird die Befriedigung der Aggression mittels der Funktion der Exkretion gesucht. In der dritten, der phallischen (genitalen) Phase treten die Genitalien in den Mittelpunkt der Triebbefriedigung.[10]
Laut dem psychoanalytischen Verstehensmodell entwickeln Kinder zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr ein sexuell bestimmtes Streben nach dem jeweils andersgeschlechtlichen Elternteil. Der Sohn begehrt die Mutter, die Tochter begehrt den Vater. Demnach ist das „ödipale Dreieck“ und der „Ödipuskomplex“ das zentrale Phänomen der frühkindlichen Sexualperiode. Erst, wenn das Kind begreift, daß das Sehnen nach Mutter/ Vater nicht befriedigt wird, kann der Ödipuskomplex abgebaut werden. Dabei steht die Kastrationsangst beim Knaben im Mittelpunkt, denn ihm wird vermittelt oder er phantasiert, daß der Preis für den Koitus mit der Mutter seine Kastration ist.[11] Diese Kastrationsdrohung stellt ein mächtiges Motiv für die Aufgabe positiver ödipaler Wünsche und für die Etablierung eines autonomen Über-Ichs dar.[12]
Die Entwicklung des Über-Ichs beginnt von Geburt an durch elterliche Kommunikation über die Gefühle, Einstellungen, Hoffnungen und Erwartungen, die auf das Kind gerichtet sind. Die Eltern erwarten von den Söhnen, daß sie rauher, gröber und sowieso schwieriger im Umgang sind, sie beziehen sich von Anfang an sehr unterschiedlich auf ihre männlichen und weiblichen Kinder. Dies liegt zum einen daran, daß die Jungen stärker und aggressiver erscheinen und in ihrer Ich-Entwicklung etwas weniger frühreif wirken. Zum anderen spiegelt dies teilweise die Phantasien der Eltern und deren Beeinflussung durch die verschiedenen kulturellen Erwartungen an Jungen und Mädchen wieder. Sie tendieren dazu mit Jungen strenger zu sein und dadurch vermutlich eher Aggressionen bei ihnen zu provozieren als bei Mädchen.
Die Erwartungen, daß „Mädchen „süß und goldig“ und immer „nett“ sind, während Jungen eben „Jungen“ werden, haben die Wirkung von sich selbst erfüllenden Prophezeiungen.“ Die interaktionellen nonverbalen Hinweise, die den Kindern anzeigen, was die Eltern von ihnen erwarten, verbinden sich mit ihren eigenen, intrinsischen Bestrebungen, ein Es und Ich zu bilden.[13]
„Am Ende der Adoleszenz verfügt der junge Mann schließlich über die stabile Gewißheit seiner Geschlechtsidentität, die eine besondere Mischung von Männlichkeit und Weiblichkeit, die klare Vorstellung über das Geschlecht des von ihm begehrten Liebesobjekts und ein Wissen über die Rolle, die er in der Beziehung zu diesem Objekt zu spielen wünscht, einschließen.“[14]

5.1.1.2. Der Trieb 

Freud unterscheidet zwischen dem Eros, der den Geschlechtstrieb und den Selbsterhaltungstrieb umfaßt, und dem Todestrieb oder Destruktionstrieb, der die Aggressionsneigung und die Neigung des organischen Lebens, in seinen früheren anorganischen Zustand zurückzukehren, umfaßt. Laut Freud bestehen die meisten sexuelle Bestrebungen aus einer Mischung von beiden Trieben.[15] Eine Ungleichgewicht des Mischverhältnisses zugunsten der sexuellen Aggression führt vom Liebhaber zum Lustmörder, eine starke Herabsetzung des aggressiven Faktors macht ihn scheu oder impotent.[16]
Sexuelle Motivation ist nach Freud prinzipiell immer darauf gerichtet, einen spannungslosen Zustand herzustellen. Befriedigung und Lust sind identisch mit der Aufhebung eines inneren Reizzustandes. Demnach ist sexuelle Motivation ein Zustand unangenehmer innerer Stimulation, die der Dauer der Enthaltsamkeit proportional ist. Durch einen Vorlustmechanismus kann zwar der sexuelle Lustgewinn kurzzeitig gesteigert werden, dies dient aber letztlich nur dem Ziel der Endlust, nämlich der Spannungslösung.[17] Reich ging davon aus, daß sich bei unzureichender oder falscher Sexualbetätigung im Organismus sexuelle Energie anstaut, die Neurosen verursachen kann.[18]
Schmidt kommt in mehreren Untersuchungen zu dem Schluß, das Triebmodell der Sexualität gehöre zur Ideologie des 19. Jahrhunderts, es sei ganz dem physikalisch-hydralischen Denkmodell der Physik verhaftet und werde besser durch den psychologischen Begriff der Motivation ersetzt.[19]
Sandler regt an, auf Vorstellungen wie Triebabfuhr und Energie zu verzichten und statt dessen auf Freuds Konzept der Wahrnehmungsidentität zurückzugreifen. „In seiner einfachsten Form stellt der Wunsch eine Suche nach Wiedererleben einer Erinnerung an etwas dar, das in der Vergangenheit einmal befriedigend war. Wenn in der Gegenwart eine identische Wahrnehmung erreicht wird, dann ist die Wunscherfüllung herbeigeführt worden.“[20]
Selg et al. geht davon aus, daß es sich bei der menschlichen Sexualität eher um einen Drang nach Reiz- und Lustsuche handelt als um einen Trieb nach Entleerung. „Nicht eine physiologische Mangelsituation wie Hunger und Durst bilden die Grundlage sexuellen Verhaltens, sondern eine plastisch-verletzliche Erinnerung, die immer wieder ansetzt, jenes Spiel zu inszenieren, das die Akteure in Erregung, Sehnsucht und Lust versetzt.“ Ob man es wie Gagnon und Simon „social script“ nennt oder es wie Freud als stete Neudarstellung infantiler Wunschphantasien bezeichnet, „stets rückt die Lebensgeschichte mit ihren entwerfenden Ereignissen in den Aufmerksamkeitsmittelpunkt und nicht ein blinder, unhistorischer Trieb zur Entladung.“[21]

5.1.1.3. Untreue und Partnerwechsel

Aus Sicht mancher Psychoanalytiker ist das Erlebnis der Allmächtigkeit der Mutter eine Ursache dafür, daß manche Männer zu häufigem Beziehungswechsel neigen. Nach Mitscherlich-Nielsen wehren sich die Jungen mit Neid und Eifersucht gegen die Position der Mutter und später als erwachsene Männer gegen die Position der Frau, konkret dagegen, daß eine Frau eine einzigartige Bedeutung in ihrem Leben gewinnt.[22]

5.1.2. Die Entwicklung der Geschlechtsidentität

Unter Geschlechtsidentität (gender identity) versteht man das Wissen um das eigene Geschlecht, d.h. die Selbstwahrnehmung als männlich, weiblich bzw. als ambivalent. Nach Money und Ehrhardt vollzieht sich die Differenzierung der Geschlechtsidentität in einem langen, komplizierten Prozeß, an dem genetische, hormonelle und psychosoziale Einflüsse beteiligt sind. Selg et al. sieht es als erwiesen an, „daß die Herausbildung von primär als männlich bzw. primär als weiblich angesehenen Verhaltensweisen größtenteils auf Sozialisationsprozesse zurückzuführen ist.“[23]
Tyson unterscheidet drei miteinander verbundene Entwicklungslinien der Geschlechtsidentität.
1.        Die Kerngeschlechtsidentität, sie umfaßt das grundlegende Wissen über die eigene Geschlechtszugehörigkeit.
2.        Bei der Geschlechtsrollenidentität geht Kohlberg davon aus, das der Vater für den Jungen als Identifikationsfigur von Bedeutung ist, da der Junge, nachdem er sich kognitiv seines Geschlechtes bewußt ist, sich ihm ähnliche Objekte sucht, mit denen er sich identifizieren kann.

 
3.        Die sexuelle Partnerorientierung, dieser Aspekt bezieht sich auf das Geschlecht des bevorzugten Liebesobjekt. Sie erfährt bereits früh im Leben ihr Fundament durch die Herstellung einer wechselseitigen Beziehung zwischen Mutter und Kind. Diese Beziehung kann bereits als ein Modell für die zukünftigen Liebesbeziehungen angesehen werden.[24]

5.1.3. Lerntheoretische Erklärung

Wenn man annimmt, daß sexuelle Verhaltensweisen nach den gleichen Modalitäten entstehen wie anderes Verhalten auch, dann kann man Lerntheorien zur Erklärung von Sexualverhalten heranziehen. Hierzu zählen vor allem das klassische Konditionieren (Bedingen), das operante Konditionieren und das Lernen am Modell.[25] Anhand des klassischen Konditionierens läßt sich manche Fetischbildung erklären: Ein neutraler Gegenstand wird z.B. im Zusammenhang einer sehr erregenden Situation erlebt und wird dadurch ein eigenständiger erregender Stimuli. Beim operanten Konditionieren werden Verhaltensweisen durch Verstärkung wahrscheinlicher bzw. durch Strafen unwahrscheinlicher. Als Verstärker können unter anderem die Gefühle, die bei der Stimulation erogener Zonen oder beim Orgasmus entstehen, gesehen werden. Die Theorie des Lernens am Modell scheint bei sexuellem Verhalten besonders relevant zu sein, da sie das Zustandekommen sozialer Verhaltensweisen anhand der Übernahme von Verhalten, das in der Umwelt erlebt wird, erklärt.[26] So könnte die Treue oder Untreue des Vaters gegenüber der Mutter die Hemmschwelle des Sohnes zum Fremdgehen beeinflussen, die Akzeptanz männlicher Polygamie durch die Gesellschaft den Mann im eigenen polygamen Verhalten bestärken.
Aufmerksamkeit und Zuneigung oder das allgemeine Feedback des Umfelds können genauso Lernprozesse auslösen und verhaltensformend wirken.
Unmittelbar nach der Geburt beginnt das Umfeld des Kindes mit der Entwicklung von dessen Geschlechtsrolle. Zum Auftakt mag sich diese Entwicklung nur im Vornamen des Kindes oder in einer blauen oder rosafarbigen Decke manifestieren. Bald beginnen jedoch verschiedene elterliche Verhaltensweisen, Zärtlichkeiten, Bestrafungen, Spiele, Spielzeuge, Kleidung, Haartracht, Bücher usw. die verschiedenen Geschlechtsrollen zu verdeutlichen. Verwandte, Spielkameraden, Babysitter und Lehrer zeigen dann, daß sie diese Unterschiede als gegeben ansehen, und verstärken sie ihrerseits. Auf diese Weise lernen Kinder innerhalb ihrer ersten Lebensjahre, sich mit ihrem Geschlecht zu identifizieren und das entsprechende maskuline oder feminine Verhalten anzunehmen.[27]
Lehr berichtet, daß Mütter von Töchtern häufiger nach einem festen Zeitplan ihr Kind ernähren und somit etwaige Eigenwilligkeit des Kindes bestrafen und unterdrücken, während Mütter von Söhnen häufiger die Methode des free-demand-feeding anwenden und somit Eigenwilligkeit belohnen und Verstärken. „Gleiche Ergebnisse fanden sich hinsichtlich aggressiven Verhaltens: Eltern bekräftigen aggressives und um Durchsetzung bemühtes Verhalten bei Söhnen, während sie es bei Töchtern eher bestrafen und bei ihnen dazu neigen gehorsames und angepaßtes Verhalten zu belohnen.[28]
Geschlechtsspezifische und geschlechtshierarchische Sozialisationsprozesse bauen sich über soziale Interaktionen in einem gesellschaftlichen Rahmen auf, in dem geschlechtshierarchische Arbeitsteilung historisch eingeschrieben ist. „Die sozialisatorische Entwicklung des „Mannseins“ läuft also danach über den sukzessiven und sich über Kindheit und Jugend sozial erweiternden Aufbau von geschlechtsbezogenen (bzw. geschlechtsstereotypen) Interaktionen, die in ihrer sozial definierenden und den Lebenslauf strukturierenden Qualität maßgeblich von der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung der patriarchal verfaßten Industriegesellschaft geprägt sind.“[29]
Shere Hite geht davon aus, daß es Männern entwicklungsbedingt schwer fällt, sich auf eine Partnerin einzulassen und sich emotional zu binden. Sie ist der Ansicht, daß die meisten Jungen sich in der Kindheit ihrer Mutter sehr nahe fühlen und sehr eng mit ihr verbunden sind. Während der Pubertät werden sie jedoch durch gesellschaftlichen Druck dazu gedrängt, sich von der Mutter zu lösen. Um von den anderen Vertretern des männlichen Geschlechts respektiert zu werden und um sich ihren Platz in der Welt zu sichern, müssen sie alles ablegen, was als „weibliches“ oder „kindliches“ Verhalten gilt. Dieses Brechen mit der Mutter im Kindesalter bereitet den Jungen Schuldgefühle. „Sie empfinden, daß sie sich gegenüber einer Person, die sie lieben und die wiederum sie liebt, illoyal verhalten.“[30] Aus diesen schmerzlichen Erfahrungen der Trennung können möglicherweise Ängste vor tiefen Beziehungen resultieren, die Abhängigkeit bedeuten und die die Gefahr des Verlassen- bzw. Getrennt- Werdens beinhalten.[31] Männer lernen durch diese Erfahrungen schon als Jungen, daß es gefährlich sein kann, Gefühle zu investieren, da Beziehungen sowieso nicht von Dauer sein können.[32]
Jungen spielen tendenziell in größeren, hierarchischer organisierten Gruppen als Mädchen. Innerhalb dieser Cliquen ist aufgrund heftiger Gruppenprozesse der Status des einzelnen Jungen sehr stark schwankend, und die Jungen müssen häufig daran arbeiten, ihren Status zu erhalten und zu verbessern.[33] Ab einem bestimmten Alter ( zwischen 10 und 18 Jahren) werden Freundschaften mit Mädchen für die Jungen enorm wichtig, da Eroberungen vor den anderen der Cliquen als Männlichkeits-Nachweis gelten und einen Prestigegewinn bringen. Jedoch ist es häufig der Stellung innerhalb der Gruppe abträglich, wenn der Junge sich als dem Mädchen „hörig“ darstellt, indem er sie nicht abwertet oder gar Rücksicht auf sie nimmt.[34] Mittels Untreue und durch häufiges Wechseln des Partners gelingt es männlichen Jugendlichen vielfach, ihr Ansehen innerhalb der Clique zu verbessern, es wird sozusagen polygames Verhalten erwartet. Wenn Jungen Beziehungen zu Mädchen aufnehmen, haben sich ihre Grundeinstellungen zu Mädchen bereits ziemlich verfestigt. Auf einer latenten Einstellungsebene sind Mädchen entweder weiblich und damit minderwertig, sie haben „einen bestimmten Zweck zu erfüllen – Sexualobjekt und Schmuck -, können benutzt werden, an ihnen kann man sich austoben, sich „die Hörner“ abstoßen“; oder sie werden angebetet und kommen somit als potentielle Freundin in Frage.[35]
Volkmar Sigusch geht davon aus, daß „Frauen wollen Intimität, Männer wollen Sex“ kulturell antrainiert wird. Die Weichenstellung dafür erfolgt in früher Kindheit, durch Erziehung und Lernen am Modell, Jungen sollen hart und stark sein, Mädchen aber einfühlsam, kommunikativ und ausgleichend („Gefühle sind Frauensache“).[36]
In den Köpfen der Männer haben sich eine Vielzahl von Mythen festgesetzt. In solchen Männermythen heißt es unter anderem, „der Mann ist immer bereit und willig“ oder „befriedigender Sex muß in einem Orgasmus gipfeln“. Eigenartigerweise stimmen Männer und Frauen bei dem Vorurteil, daß Männer mehr Sex als Frauen brauchen überein. Wenn man diese „Stereotypen in Bezug zu empirischen Befunden setzt, so läßt sich zeigen, daß die Stereotypen wohl einstellungsbestimmend sind.“ So zeigten Untersuchungen, daß für 40 Prozent Männer Sexualität wichtiger zu sein scheint als für deren Frauen.[37]

5.2. Partnerwahl

Clark und Hatfield stellten in einer College Studie fest, daß folgende Frage einer attraktiven, unbekannten Person des anderen Geschlechts: „Hallo, Sie sind mir in der letzten Zeit in der Stadt aufgefallen. Ich finde Sie sehr attraktiv. Hätten sie Lust, mit mir zu schlafen?“ bei 100 Prozent der Frauen ein entschiedenes Nein zur Antwort hat, während Männer zu 75 Prozent auf den Vorschlag eingingen.[38]
Dieser Verhaltensunterschied könnte darauf zurück zu führen sein, daß für die meisten Frauen der Beziehungskontext, in dem ein sexueller Kontakt stattfindet von besonders großer Bedeutung ist. Es muß nicht „die große Liebe sein, aber ein gewisses Maß an nicht-sexueller Beziehung muß vorhanden sein, selbst wenn es sich um eine kurzfristige Beziehung handelt.“ Das wird auch daran deutlich, „daß die Mehrheit der Frauen niemals auf die Idee käme, die Dienste eines Callboys in Anspruch zu nehmen“, während Prostitution für männliche Kunden gang und gebe ist.[39]
Pohl beschreibt „den Partnerwahlvorgang mit Hilfe des Trial-and-error-Modells. Hiernach wird das Ziel über die Methode des Ausprobierens erreicht. Das Ausprobieren mündet häufig in Fehlversuchen, die aber auch mit einem Erkenntnisgewinn verbunden sein können.“[40]
Waller hat als erster die Partnerwahl unter dem Blickwinkel eines zwischenmenschlichen Prozesses beschrieben. Er ist der Meinung, daß die Partner während der Werbephase zu einer gegenseitigen Idealisierung tendieren und sich damit von der Realität entfernen. Die Beziehung „wird durch Idealisierung vertieft und eher von rein individuellen Bedürfnissen heraus beeinflußt, als von globalen Bedürfnissen, die man Männern und Frauen allgemein unterstellt.“[41]
Die Partnerwahl wird unter anderem von folgenden Dingen beeinflußt: Den Vorstellungen und Vorlieben der Eltern, dem eigenen „Partnermarktwert“, dem vorhandenen Geschlechterverhältnis, der Erreichbarkeit von Partnern, die die gewünschten Qualitäten besitzen, und der Art des Verheiratungssystems der Gesellschaft.[42]
 
Spätestens von der Adoleszenz an wird ein Mensch durch soziales Feedback über seinen Marktwert belehrt, was sein Selbstwertgefühl prägt und auf diese Weise darüber mit entscheidet, wie hoch der Betreffende seine Lebensziele setzt. Trievers geht davon aus, daß ein hohes, den eigenen „Marktwert“ betreffendes Selbstwertgefühl ein Mädchen zur sexuellen Zurückhaltung veranlaßt, während es beim Jungen einen eher gegenteiligen Effekt haben dürfte.
Laut Gangestad (1993) haben gutaussehende Männer mehr Sexualpartner als der Durchschnittsmann.[43]
Bei der Werbung spielt häufig nicht-sprachliches Verhalten eine Hauptrolle, es dient als Rückkopplung zu dem, was gesagt wird, und es ist unverbindlicher als ein gesprochenes Wort.[44]
Männer haben ein allgemein sehr hohes Interesse an Frauen und scheinen relativ unselektiv vorzugehen. Männer entscheiden sich schnell und senden, unabhängig von der Intensität ihrer Interessen, zu Beginn der Interaktion fast nur positive Signale aus. Aufgrund ihrer schnellen Entscheidung verlieben sich Männer schneller und heftiger als Frauen.[45]
Die Mehrheit der Männer würde „sie und nicht nur sie, sondern die meisten Frauen in mehr oder minder starkem Grade schon wollen, wenn es denn praktikabel wäre. Sie aber zieht ganz nach Art ihres Geschlechts nur eine extrem kleine Minderheit in Betracht: Zurückgewiesen werden ist für den Mann die Regel in der Phase des unspezifischen Sammelns und Sendens von Informationen.“[46]
Obwohl in den meisten Gesellschaften die Auffassung vorherrscht, daß die sexuelle Initiative vornehmlich von den Männern ausgehen soll, geht die sexuelle Aktivität fast genauso häufig von Frauen aus. Diese falle laut Ford/Beach nur weniger auf, da Frauen für gewöhnlich diskreter vorgehen als Männer.[47] Frauen initiieren Interaktionen bei der Kontaktaufnahme häufig „durch Blicke, die dem Angeschauten schmeicheln, die ihm Kontaktbereitschaft signalisieren, Mut zur Aufnahme beziehungsweise zur Erwiderung des Kontaktes machen und die Furcht vor der Verweigerung oder der Abweisung nehmen.“[48]

5.3.Paarbindung und Treue

Laut Flügel gehen psychodynamische Theorien davon aus, „daß zunächst eine Verlagerung der Bindung vom gegengeschlechtlichen Elternteil auf eine nichtverwandte jüngere Person die Partnerwahl bestimmt.“ Interessanterweise zeigen Untersuchungen von Jedlicka, daß Männer und Frauen, deren Eltern verschiedener Rasse sind, überzufällig häufig einen Partner aus der Rasse des gegengeschlechtlichen Elternteils heiraten.[49]
Draper und Belsky stellten fest, daß Töchter geschiedener Eltern bei weitem häufiger wechselnde Partner haben als solche, die in intakten Familien aufgewachsen sind. Des weiteren haben Frauen, die nicht unter der Obhut eines sorgenden Vaters stehen, ihre erste Monatsregel frühzeitiger. Die Abwesenheit des Vaters kann bei Frauen zu der Schlußfolgerung führen, daß Männer keine zuverlässigen, langfristigen Versorger sind.[50]
Diese Ergebnisse legen den Schluß nahe, daß die Erfahrungen, die während der Kindheit und Jugend mit der elterlichen Paarbeziehung gemacht werden, eine wichtige Rolle für die spätere Partnerwahl und Paarbeziehung spielt.
Hill et al. ermittelte mittels einer Studie an College Paaren, daß diese, je ähnlicher sich die Partner waren, um so häufiger zusammenblieben. Es zeigte sich dabei, daß Gleichheit im Alter, der sozialer Herkunft, der Zukunftswünsche und der Einstellung zur Sexualität wesentliche Faktoren für die Stabilität von Beziehungen darstellen.[51] Die Meinung des soziale Milieus über den Partner hat entscheidenden Einfluß auf die Stabilität einer Beziehung. Der Freundeskreis ist, vor allem bei längerfristigen Beziehungen, daran interessiert, daß der neue Partner zu ihnen paßt.[52]
Die Gleichheit der Partner bezüglich Klasse, Rasse, Religion, Weltanschauung... kann auch darin begründet sein, daß die Chance, einen Partner kennenzulernen, innerhalb der gleichen sozialen Schicht am größten ist.[53] Michael et al. führt dies darauf zurück, daß wir von vornherein nur einer ausgewählten Gruppe von Menschen begegnen, mit der wir meistens viele Gemeinsamkeiten teilen. Umfragen zufolge gehören die Partner bei etwa 90 Prozent aller Paare derselben Rasse oder ethnischen Gruppe an.[54]
Coombs geht davon aus, daß die Übereinstimmung der Wertorientierungen von jungen Männern und Frauen Interaktionen zwischen ihnen erleichtert und gleichzeitig Spannungen reduziert. Ein Gefühl der Zufriedenheit mit der Kommunikation kann sich bei einem Konsens der Werte einstellen und das Bestreben der Partner verstärken, die Beziehung fortzuführen.[55]
Alternative Formen des Zusammenlebens, wie Kommunen oder Einelternfamilien, haben sich gegenüber der glücklichen Familie kaum als Wunschform durchgesetzt. Eine Liebesbeziehung „wird nach wie vor auf Lebensdauer gewünscht, wobei unbefriedigende Beziehungen rascher aufgelöst werden, oft um für eine neue Partnerschaft frei zu sein.“[56]
Viele Versuche, Beziehungen mittels nichtehelicher Partnerschaften spannend zu halten, wurden nicht erfüllt. Durch das bewußte Fehlen von Struktur, Gewohnheit und Festigkeit werden Entscheidungen in Alltagsangelegenheiten und das Zusammenleben erschwert. „Strukturen und Verbindlichkeiten sind nicht nur einengende Verpflichtungen, sondern können auch eine entlastende Funktion haben. Man schafft sich eine Alltagswelt mit Gewohnheiten, die fest, verläßlich und vorhersehbar ist, womit Kräfte frei werden können für andere Bereiche des Lebens.“[57]
Viele Paare streben der Idealnorm, einer freien Beziehung emanzipierter Partner, nach, „die nur so weit und so lange Bestand hat, wie sie den Beteiligten die uneingeschränkte Selbstverwirklichung ermöglicht und durch unverpflichtete Liebe lebendig bleibt.“ Diese Wunschvorstellung widerspricht den Grundregeln der klassischen Ehe und läßt diese fast überflüssig erscheinen.[58]

5.3.1 Die Ehe 

Jürg Willi ist der Meinung, daß es aufgrund der höheren Individualisierung heute vielen erhebliche Schwierigkeiten bereitet, lebenslängliches Beisammenbleiben zu versprechen. „Man möchte sich die eigene Lebensentwicklung offenhalten, möchte lebendig bleiben und eine Beziehung aus Zuneigung und nicht aus Verpflichtung fortführen.“[59]
Des weiteren geht er davon aus, daß jeder Mensch sich auf der einen Seite nach einer dauerhaften stabilen Liebesbeziehung sehnt und sich aber auf der anderen Seite ein freies, ungebundenes Leben mit wechselnden Beziehungen wünscht. „Der Zwiespalt zwischen diesen zwei Strebungen besteht das ganze Leben hindurch fort und wird durch Heirat und Festigung der Beziehung nicht aufgehoben.“[60]
Grammer geht davon aus, daß alleinstehende Männer die Liebe eher unter dem romantischen Aspekt sehen als alleinstehende Frauen. Das Ganze wendet sich jedoch im Laufe der Ehe dahingehend, daß die Frau ihre Liebe idealisiert, da die Frau, insbesondere bei bestehendem Kinderwunsch, auf die Zuverlässigkeit und den ökonomischen Status des Mannes angewiesen ist.[61]

5.3.2. Die Bedeutung des Kindes

Durch das Kind ändert sich häufig die Einstellung der jungen Erwachsenen, die zunächst meist mit ihrer persönlichen Entfaltung beschäftigt sind und sich möglichst frei von familiären Ansprüchen entwickeln wollen, dahingehend daß sich mit dem Kind ihre Zeitperspektive über ihre Lebensspanne hinweg erweitert. Das Kind gibt ihnen die Erfahrung, ein Glied in der Kette der Generationen zu sein[62] und es veranlaßt sie, „sich intensiv mit der eigenen Lebenskonstruktion auseinanderzusetzen, mit deren grundlegenden Werten und Regeln, mit deren Sinn und Ziel.(..) Die Suche nach einer gemeinsamen konstruierten Welt, welche das Kind den Eltern abfordert, kann deren Selbstfindung wesentlich stimulieren.“[63]
In den mittleren Jahren, wenn der soziale Status der Familie bestimmt ist und die erwünschte Lebensumwelt erschaffen wurde, „besteht kaum noch ein äußeres Ziel von einiger Relevanz, worauf das Paar hinlebt und wodurch es zusammengehalten und strukturiert wird.“[64] Diese sich ausbreitende Leere könnte bei kinderlosen Paaren zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt auftreten als bei Familien mit Kindern, da die Kinder zum einen die Aufbauphase der Familie verlängern und zum anderen die Eltern durch das Lösen der Schwierigkeiten, welche die Kindeserziehung mitbringt, verbinden. Das Elternpaar muß eine wesentlich größere Vielfalt an Bewältigungsstrategien für die auftauchenden Probleme finden, die dem kinderlosen Paar später vielleicht fehlt.

5.3.3. Der Seitensprung aus psychologischer Sicht

Der Psychiater Gilbert Hamilton berichtete in den 20er Jahren, daß 28 von 100 befragten Männern und 24 von 100 Frauen fremdgegangen waren. Die Befragungen des Kinsey Reports ergaben in den späten 40er Jahren, daß von den Befragten etwas mehr als ein Drittel der Männer und etwas mehr als ein Viertel der Frauen außerehelichen Geschlechtsverkehr hatten.[65]
„Als außerehelichen Sex kann man jegliche Art von Sexualaktivität zwischen einer verheirateten Person mit einer anderen Person als dem Ehepartner definieren. Weil dieses Verhalten in der abendländischen Geschichte als sündhaft, kriminell oder unmoralisch galt, wurde es mit Auspeitschen, Geldbußen und körperlicher Brandmarkung bestraft, ohne daß es dadurch verschwunden ist. Es war und ist etwas ziemlich Alltägliches.“[66]
Trotz alledem waren 94 Prozent der Verheirateten und 75 Prozent derer, die ohne Trauschein zusammenleben, in den letzten zwölf Monaten ihrem Partner treu.[67]
Die Gründe für einen Seitensprung sind vielfältig; vielleicht haben sich die Ehepartner auseinandergelebt oder wollen die häusliche Alltagsroutine durchbrechen. Manche Männer und Frauen versuchen sich selbst zu beweisen, daß sie nicht „zum alten Eisen gehören“ und immer noch sexuell attraktiv sind. Es gibt eine Vielzahl an Motiven und Umständen, die zu einem Seitensprung führen können, beim einen steht der pure körperliche Lustgewinn im Vordergrund, bei anderen entwickelt sich eine tiefgreifende emotionale Bindung.[68] 
Eine außereheliche Fremdbeziehung kann vorwiegend sexualbestimmt sein, aber sie kann sich auch zu einer eigenständigen, unabhängigen zwischenmenschlichen Beziehung entwickeln, in der dann Gemeinsamkeit und Gespräch zunehmend an Relevanz gewinnen.[69]
Laut James sinkt bei Paaren in der westlichen Welt die Häufigkeit des sexuellen Verkehrs mit der Dauer der Paarbeziehung (im Laufe des ersten Ehejahres etwa auf die Hälfte der Frequenz des ersten Monats).[70]
Diese Entwicklung könnte auf einen Wunsch des Mannes nach Abwechslung zurückzuführen sein. Gruppensex und Partnertausch werden in den USA fast immer von den Männern angeregt.[71]
Kinsey et al. ist der Meinung, im Durchschnitt sei der Mann auf Reize wesentlich ansprechbarer als die Frau, er wird bereits durch psychische Assoziationen oder sensorische Stimulierungen erregt.
Die stark promisken Tendenzen zahlreicher homosexueller Männer lassen sich mit dieser hohen Reizbarkeit auch derart erklären, daß – anders als bei heterosexueller und weiblich-homosexueller Interaktion – zwei besonders leicht stimulierbare und sich durch ihre Phantasie selbst stimulierende Individuen einander begegnen, daß sie an den bezeichnenden Treffpunkten – vor allem bestimmten Straßenzügen, Parks, öffentliche Bedürfnisanstalten, Bädern und speziellen Bars – schon in beträchtlichem Maße durch Erinnerungen, allgemeine Erwartungen und besondere Antizipationen erregt sind und daher auf Offerten Gleichgestimmter ohne langfristige Vorbereitungen eingehen können.
Diese Erklärung ist laut Humphreys durchaus mit dem Wunsch vieler männlicher Homosexueller vereinbar, trotz des häufigen Wechsels oder gerade mit seiner Hilfe doch noch den idealen Partner für eine monogame Dauerbeziehung zu finden. Solche Gedanken und Empfindungen spielen auch bei polygamen heterosexuellen Männern eine integrale Rolle, und zwar unter anderem in dem Sinne, daß sie den Reiz des jeweils Neuen und Anderen als Ersatz für die in einer stabilen, emotionalen Partnerschaft enttäuschte Hoffnung auf Befriedigung suchen.[72]

5.3.4.  Psychologische Scheidungsgründe

Die Scheidung ist wie die Ehe ein vertraglicher Akt, mit dem die Beziehung, für Außenstehende sichtbar, offiziell beendet wird. Mit der Scheidung löst man sich aus einer Beziehungswelt, „die einem einmal die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte versprach.“[73]
Viele Ehen geraten ins Wanken, wenn einer der Ehepartner plötzlich begehrte Eigenschaften erwirbt, die er vor seiner Heirat noch nicht besaß, und dadurch in die Lage versetzt wird, sich einen besseren Partner zu „leisten“. Dieses Ungleichgewicht könnte durch einen beruflichen Karrieresprung oder eine Abmagerungskur entstehen. Die Organisation Weight Watchers beklagt sich darüber, daß zahlreiche Ehemänner die Diätanstrengungen ihrer Frauen sabotieren.[74]
Jürg Willi geht davon aus, daß man unter dem Eindruck der stark gestiegenen Scheidungszahlen psychische Pathologie nicht mehr als maßgebliche Scheidungsursache ansehen kann.[75] Es wird angenommen, daß früher die Ehen aus religiösem und sozialem Druck stärker zusammengehalten hätten und daß diese Zwänge aufgrund der gestiegenen finanziellen Selbständigkeit der Frau und der Selbstbestimmung bezüglich des Kinderkriegens deutlich an Gewicht verloren haben. Sozialwissenschaftler meinen, „emotionale Abhängigkeit werde zunehmend zum einzigen Band, welches Beziehungen zusammenhalte, und diese könne kaum als stabile Grundlage gelten.“[76]
Wenn heute jemand in einer Ehe nicht glücklich ist, so kann er es nicht wie in früheren Zeiten „als Pech oder als Schicksal erklären, sondern trägt selbst die Verantwortung, wenn er nichts dagegen unternimmt.“[77] In den USA besteht fast die „moralische Verpflichtung auseinanderzugehen, wenn die emotionale Befriedigung in einer Partnerbeziehung nicht ausreichend gewährleistet ist.“[78] Man ist heute der Meinung, daß „zwei Partner, die keine konstruktive Beziehung mehr miteinander leben können, ihre Ehe auflösen sollten, um damit den Weg freizugeben für einen Neuanfang, allein oder mit einem neuen Partner.“[79]

5.4. Die Folgen der modernen Massengesellschaft

Eine weitere Gefahr der Zweierbeziehung steckt in den übermäßig „perfekten“ Bildern, welche die Werbewirtschaft und die Medien von den Menschen zeichnen. Diese Fotos zeigen die attraktivsten Frauen in ihrer attraktivsten Posemit dem attraktivsten Hintergrund [80]. Diese Bilder repräsentieren nicht die realen Frauen unseres sozialen Umfelds, sondern sie beuten Mechanismen aus, die sich in einer ganz anderen Umwelt entwickelt haben.[81]
Laut Kenrick, Guttieres und Goldberg haben Männer, denen man Bilder von ausgesprochen attraktiven Frauen vorgelegt hatte, weniger intensive Liebe zu ihren Ehefrauen zu Protokoll gegeben, als Männer denen man Bilder von durchschnittlich attraktiven Frauen vorgelegt hatte. Bei Frauen, denen man Bilder von ausgesprochen attraktiven Männern vorlegte, zeigte sich keine derartig veränderte Einstellung gegenüber ihren Ehepartnern.[82]
Der erste Eindruck den Männer von potentiellen Partnerinnen gewinnen, kann negativ beeinflußt werden, wenn sie vorher hochattraktive Individuen betrachtet haben.[83]
Grammer geht von der Möglichkeit aus, daß Attraktivitätsstereotypen als Prototypen gebildet werden. Eine Prototypisierung könnte all die Durchschnittswerte der Gesichter umfassen, die ein Mensch gesehen hat. Falls solche auf einem Mittelwert beruhende Prototypen vorliegen, dann verschiebt das betrachten hoch attraktiver Personen diese Prototypen so, daß ein normales Gesicht als weniger attraktiv beurteilt wird, da es unter dem Mittelwert liegt.[84]
Wenn mit Hilfe eines speziellen Programmes Bilder von verschiedenen Gesichtern übereinander projiziert werden, wird das daraus entstehende Gesicht zumeist als attraktiver als die einzelnen Gesichter bewertet, aus denen es entstanden ist. Dies ist dadurch zu erklären, daß durch dieses Übereinanderprojizieren von individuellen Gesichtszügen deren Unregelmäßigkeiten eliminiert werden und sie zunehmend symmetrischer wirken.[85]

Studien von Langlois und Roggman ergaben, daß von einem Computer durch Überlagerung erstellte Durchschnittsgesichter attraktiver als die Einzelgesichter beurteilt wurden. Es gab jedoch Einzelgesichter, die immer attraktiver beurteilt wurden als das Durchschnittsgesicht.[86]
Diese Abbildung zeigt einen durch Überlagerung von 16 Bildern am Computer entstandenen weiblichen „Gesichtsprototypen“.[87]
Bereits Darwin schrieb 1874: „Die Menschen (..) ziehen das vor, was sie zu sehen gewohnt sind, sie können keine Veränderung ertragen, aber sie (..) bewundern es, wenn ein charakteristischer Punkt bis zu einem mäßigen Extrem geführt wird.“
Ähnlich sah es schon Kant 1796: „Das Mittelmaß scheint das Grundmaß und die Basis der Schönheit, aber noch lange nicht die Schönheit selbst zu sein, weil zu dieser etwas Charakteristisches erfordert wird.“[88]
Diese Bild zeigt ein Duchschnittsgesicht das aus 16 in einem Männermagazin abgebildeten Fotos entwickelt wurde.[89]
Wenn wir Mittelwerte als besonders attraktiv empfinden und wir unsere Mittelwerte aus den Dingen bilden, die wir tagtäglich sehen, dann könnte jemand, der dauernd optimalen Reizen ausgesetzt ist, unter Umständen unrealistisch hohe Standards für Schönheit entwickeln.[90]
 
5.4.1. Singles
Eine Folge der ständig in den Medien stattfindenden visuellen Beeinflussungen könnten die hochgeschraubten Erwartungen an einen potentiellen
(Ehe-)Partner sein, die die Alleinstehenden dazu veranlassen, lieber alleine zu bleiben, als eine feste Beziehung mit einem „Kompromiß“ einzugehen. Laut neusten Statistiken sind inzwischen 35 Prozent der deutschen Haushalte Ein-Personen-Haushalte, und in den Großstädten liegt die Quote sogar bei 50 Prozent.
Verhaltensforscher sehen die Gründe in einem gewissen Realitätsverlust, was die eigene Person betrifft, die Menschen neigen zur Selbstüberschätzung und halten sich für so attraktiv, daß ihr Traumpartner gutaussehend, erfolgreich, intelligent, einfühlsam, humorvoll und seriös sein muß. Offenbar waren die Menschen noch vor wenigen Jahrzehnten eher bereit, den Mythos zugunsten der Realität zu verabschieden und sich mit Annäherungen an den Traumpartner zu arrangieren. Des weiteren kann es zu „Shopping-Effekten“ kommen: Der nächste könnte noch besser sein.[91]
Dunde vermutet, „daß in unserer marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft Produktion, Vermarktung und Verbrauch von Waren und Dienstleistungen auch das soziale Gewand von Sexualität geformt haben.“ Sexuelles habe „Warencharakter gewonnen und stehe unter den Gesetzen der Verwertbarkeit des Tauschs.“[92]
In unserer heutigen Gesellschaft wird das Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit idealisiert. In der Werbung und in den Medien wird das Single-Dasein häufig als die große Freiheit dargestellt, die es einem ermöglicht, ständig mit anderen attraktiven Singles des anderen Geschlechts, die anscheinend an jeder Ecke zu finden sind, erfolgreich zu flirten und sich zu verlieben. Wenn dieses Bild der Realität entsprechen würde, könnte man wohl den Single auf die Liste der bedrohten Arten setzen, da sie inzwischen alle unter der Haube wären.
Trotz all dieser Einflüsse und der Idealisierung eines freien und ungebundenen Lebensstils stimmten bei eine Untersuchung an Studenten in Deutschland 70,5 Prozent der Frauen und 72,5 Prozent der Männer der Aussage „Eines meiner Lebensziele ist eine feste Dauerpartnerschaft“ zu.[93]

5.5.Zusammenfassung

Das Sexualverhalten wird also durch die eigene Entwicklungsgeschichte geprägt und geformt. Dabei spielen das Verhältnis und die Art der Eltern-Kind-Beziehung und die elterliche Paarbeziehung genauso eine Rolle wie die Wertvorstellungen, welche die Eltern und das soziale Umfeld zu vermitteln versuchen. Ferner dürfte es von Bedeutung sein, wie die ersten eigenen sexuellen Erlebnisse erlebt werden, und wie das Umfeld darauf reagiert.
Ein Individuum besitzt einige wenige variable Verhaltensmuster, welche mit komplexen kognitiven Systemen gepaart werden. Diese sind sehr flexibel und können sich leicht an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen. Durch Lernprozesse können daraus wiederum einfache Reiz-Antwort-Systeme entstehen.  Diese Variabilität der Verhaltensprozesse erlaubt es uns, komplexe Gesellschaften zu errichten und uns an eine sich schnell verändernde Umwelt anzupassen. Verhalten ist deshalb ein Puffer zwischen Selektion und Umwelt. Der Nachteil solcher flexiblen Systeme liegt jedoch darin, daß diese oft relativ ungenau arbeiten.[94]
Die endgültige Entscheidung des Mannes, wie er seine Paarbeziehung lebt und ob er treu oder untreu ist, liegt daher bei ihm selbst.



[1] Etschenberger in: Kluge (Hrsg.), Handbuch der Sexualpädagogik, 1984, S.281
[2] Böhnisch, Männliche Sozialisation, 1994, S. 187-188
[3] Vgl. Schorsch/Schmidt, Ergebnisse zur Sexualforschung, 1975, S. 35; 39
[4] Vgl. Kinsey, Kinsey Report: Das sexuelle Verhalten des Mannes, 1948, S. 174-180
[5] Freud, Abriss der Psychoanalyse, 1994, S. 42
[6] Vgl. Freud, Abriss der Psychoanalyse, 1994, S. 42
[7] Vgl. Freud, Abriss der Psychoanalyse, 1994, S.43
[8] Freud, Abriss der Psychoanalyse, 1994, S. 43
[9] Vgl. Freud, Abriss der Psychoanalyse, 1994, S. 43-44
[10] Vgl. Freud, Abriss der Psychoanalyse, 1994, S. 49-50
[11] Vgl. Bredow, Befreite Sexualität?, 1990, S. 114; Vgl auch Fachlexikon der sozialen Arbeit, 1993,
    S. 679
[12] Vgl. Tyson in: Friedman et al., Zur Psychoanalyse des Mannes, 1991, S. 13, 17
[13] Vgl. Silverman in: Friedman et al., Zur Psychoanalyse des Mannes, 1991, S. 24-25
[14] Tyson in: Friedman et al., Zur Psychoanalyse des Mannes, 1991, S 18
[15] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S.176
[16] Vgl. Freud, Abriss der Psychoanalyse, 1994, S. 45-46
[17] Vgl. Freud, Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, 1991, S. 110-112; Vgl. auch Schorsch/Schmidt,
  Ergebnisse zur Sexualforschung, 1975, S.31
[18] Vgl. Selg, Psychologie des Sexualverhaltens, 1979, S.31
[19] Vgl. Freud, Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, 1991, S. 14; Vgl. auch Böhnisch, Männliche
  Sozialisation, 1994, S. 185
[20] Sandler zitiert in: Dunde (Hrsg.), Handbuch Sexualität, 1992, S. 210
[21] Selg, Psychologie des Sexualverhaltens, 1979, S. 41
[22] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 142-143
[23] Vgl. Selg, Psychologie des Sexualverhaltens, 1979, S. 86-87
[24] Vgl. Tyson in: Friedman et al., Zur Psychoanalyse des Mannes, 1991, S. 2-10
[25] Vgl. Edelmann, Lernpsychologie, 1986, S. 19, 73, 245
[26] Vgl. Selg, Psychologie des Sexualverhaltens, 1979, S. 35-36
[27] Vgl. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, 1985, S. 313
[28] Lehr zitiert in: Selg, Psychologie des Sexualverhaltens, 1979, S. 87-88
[29] Vgl. Böhnisch, Männliche Sozialisation, 1994, S. 17
[30] Hite, Shere in: Spiegel Spezial, Liebe und Triebe, 8/1996, S.37-38
[31] Vgl. Böhnisch, Männliche Sozialisation, 1994, S. 54
[32] Hite, Shere, Hite Report Erotik und Sexualität in der Familie, 1994, S.343
[33] Vgl. Böhnisch, Männliche Sozialisation, 1994, S. 106
[34] Vgl. Böhnisch, Männliche Sozialisation, 1994, S. 86-90
[35] Vgl. Böhnisch, Männliche Sozialisation, 1994, S. 90
[36] Vgl. Sigusch zitiert in: Focus, Sexualität, Nr. 4/1998 S. 151
[37] Vgl. Böhnisch, Männliche Sozialisation, 1994, S. 192
[38] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 96
[39] von Sydow, zitiert in: Psychologie Heute, Was will das Weib?, Mai/96, S.24-25
[40] Knippel, Empirische Untersuchungen zu Modellbeschreibungen der menschlichen Partnerwahl,
  1996, S. 73
[41] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 368
[42] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 116
[43] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 193
[44] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 76-77
[45] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 293-295
  Vgl. auch Spiegel Spezial, Liebe: Ein Gefühl wird erforscht, 5/1995, S. 20-23
[46] Vgl. Spiegel Spezial, Liebe: Ein Gefühl wird erforscht, 5/1995, S. 18
[47] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S.97
[48] Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S. 159
[49] Vgl. Oerter/Montada, Entwicklungspsychologie, 1987, S. 345
[50] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 119
[51] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 395-397
[52] Vgl. Michael et al., Sexwende, 1994, S. 76
[53] Vgl. Willi, Die Zweierbeziehung, 1975, S. 177-178
[54] Vgl. Michael et al., Sexwende, 1994, S. 62, 65
[55] Vgl. Oerter/Montada, Entwicklungspsychologie, 1987, S. 343-344
[56] Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 69-70
[57] Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 72-73
[58] Vgl. Willi, Die Zweierbeziehung, 1975, S. 9-10
[59] Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 70
[60] Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 26
[61] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 371-372
[62] Vgl. Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 90-91
[63] Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 99
[64] Willi, Die Zweierbeziehung, 1975, S. 40
[65] Vgl. Kinsey et al., Kinsey Report: Das sexuelle Verhalten des Mannes, 1948, S. 548;
    Vgl. auch: Kinsey et al., Kinsey Report: Das sexuelle Verhalten der Frau, 1953, S. 319
[66] Master / Johnson, Liebe und Sexualität, 1993, S. 364
[67] Vgl. Michael et al., Sexwende, 1994, S. 132
[68] Vgl. Master / Johnson, Liebe und Sexualität, 1993, S. 365
[69] Vgl. Master / Johnson, Liebe und Sexualität, 1993, S. 366
[70] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 104
[71] Vgl. Master / Johnson, Liebe und Sexualität, 1993, S. 370
[72] Vgl. Meyer, Sexualität und Bindung, 1994, S.257
[73] Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 132
[74] Vgl. Michael et al., Sexwende, 1994, S. 88-89
[75] Vgl. Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 13
[76] Hoffmann-Nowotny in: Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 14
[77] Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 15
[78] Fursenberg in: Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 15-16
[79] Willi, Was hält Paare zusammen?, 1991, S. 127
[80] Für das doppelseitige Aktfoto im „Playboy“ werden angeblich etwa 6000 Fotos gemacht.
[81] Vgl. Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 86-87
[82] Vgl. Wright, Diesseits von gut und böse, 1996, S. 212;
   Vgl. auch Buss, Die Evolution des Begehrens, 1994, S. 86-87
[83] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 152-153
[84] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 153
[85] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 164-165
[86] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 168
[87] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 169
[88] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 156
[89] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 171
[90] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 153
[91] Vgl. Psychologie Heute, Partnerwahl, Januar 1997
[92] Dunde (Hrsg), Handbuch Sexualität, 1992, S.124-125
[93] Vgl. Knippel, Empirische Untersuchungen zu Modellbeschreibungen der menschlichen Partnerwahl,  1996, S. 74
[94] Vgl. Grammer, Signale der Liebe, 1993, S. 452


 

6. Kontaktanzeigen

Die Auswahl an Kontaktanzeigen ist groß: Jahr für Jahr werden in Deutschland rund fünf Millionen Heirats- und Bekanntschaftsanzeigen aufgegeben.
Neuere demoskopische Untersuchungen ergaben, daß jeder zweite Bundesbürger gerne Kontaktanzeigen liest, daß jeder dritte sich vorstellen kann, auf diese Weise einen Partner zu finden, und daß jeder zwölfte schon einmal auf eine Annonce geantwortet hat.[1]
Laut einer Emnid-Studie haben in Deutschland 2,2 Prozent ihren jetzigen Partner über eine Kontaktanzeige kennengelernt.[2]
Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich selbst vier Kontaktanzeigen aufgegeben, um anhand der Reaktionen Rückschlüsse auf die Verhaltensweisen von Männern und Frauen bei der Partnerwahl zu ziehen.
Die Anzeigen sind möglichst allgemein und durchschnittlich gehalten, damit sich eine breite Schicht angesprochen fühlt. Die Einschränkung beim Alter war notwendig, da es in dieser Zeitung von den meisten Inserenten so gehandhabt wird und zuwenig Anspruch an den gewünschten Partner Skepsis hätte hervorrufen können. In den Anzeige a) und c) wird ausdrücklich nach einer festen, ehrlichen Beziehung gesucht, während b) und d) eher den Spaß, den man zu zweit haben kann, in den Vordergrund stellen. Die Anzeigen erschienen in einwöchigen Abstand in einem seriösen Offertenblatt, in dem alles Mögliche angeboten und gesucht wird. Ich versuche anhand der Art und der Anzahl der Antworten eventuelle Unterschiede im Werbeverhalten von Männern und Frauen festzustellen.
Rubrik: Sie sucht Ihn
Kontaktanzeige a)
Ich, 24/1,70m, schlank, sportlich, bin vielseitig interessiert und versuche
nun auf diesem Weg den richtigen Mann zu finden. Wenn Du zwischen 25 und 35 J. alt bist und die Bereitschaft für eine ehrliche Beziehung mitbringst, dann melde Dich unter Chiffre: 68-147210
Kontaktanzeige b)
            Suche einen unternehmungslustigen, spontanen Mann für all die netten
Dinge die man zu zweit machen kann. Ich bin 25 J, 171cm, schlank,
sportlich und vielseitig interessiert. Wenn Du zw. 24-35 Jahre alt bist und
Dich als attraktiven, interessanten Typen bezeichnen würdest, dann
solltest Du Dich schleunigst bei mir melden.
Rubrik: Er sucht Sie

Kontaktanzeige c)
Ich bin 28 J alt, 184 cm groß, sportlich, Schlank, vielseitig interessiert und versuche nun einmal auf diesem Weg die RICHTIGE FRAU zu finden. Wenn Du zwischen 22 und 30 Jahre jung bist und die Bereitschaft für eine ehrliche Beziehung mitbringst, dann melde Dich.
Kontaktanzeige d)
Suche eine unternehmungslustige, spontane Frau, für all die netten Dingen die man zu zweit machen kann. Ich bin 28 J alt, 1,84 m groß, sportlich, schlank und vielseitig interessiert. Wenn Du zw. 22-30 Jahre jung bist und Dich als attraktive, interessante Frau bezeichnen würdest, dann solltest Du Dich schleunigst melden.
Da die Anzeigen unter Chiffre veröffentlicht wurden, hatten die Interessenten nur die Möglichkeit, über den Verlag per Post oder E-Mail Kontakt aufzunehmen. Die Zuschriften auf die einzelnen Anzeigen wurden hinsichtlich Anzahl, Länge (Mühe), den Angaben zum Beruf und eventuellen Statussymbolen verglichen. Der erste und auffälligste Unterschied ist der, daß die Anzeigen a) und b) jeweils über 40 Zuschriften erhielten, während die Anzeigen der Männer jeweils nur folgende identische Zuschrift per E-Mail erhielten.[3]
            He Du, schreib mal !
            Attraktive Sie, 26, schlank, verh., Ausländerin,
            sucht Ihn für gelegentliche Treffs.
            Zuschriften mit Rückporto werden 100% beantwortet.
            Bitte keine Nur-Telefonnummern
            Zuschriften an: Postlagernd .......
Über die Seriosität dieser einen Zuschrift kann ich zwar keine genauen Angaben machen, ich vermute jedoch, daß finanzielle Interessen hinter der Antwort stehen. 
Im Gegensatz dazu waren die Briefe an die Anzeigen a) und b) zum Teil mehrere Seiten lang und sehr aufwendig gestaltet. Manche Schreiber hatten, anstatt Rückporto zu fordern, an sich adressierte und ausreichend frankierte Rückumschläge beigelegt. 



Auffällig war auch, daß beinahe alle Männer, die ihren Beruf angaben, Akademiker oder in „Führungspositionen tätig“ waren. Dies bestätigt die Annahme, daß sich Männer des Wunsches der Frauen nach finanzieller Sicherheit bewußt sind und dementsprechend damit „werben“.
Es zeigte sich, daß die Anzeige a), in der eine Frau eine ehrliche Beziehung sucht, ca. 20 Prozent mehr Zuschriften als Anzeige b), in welcher die feste Beziehung nicht extra erwähnt wurde und die vom Spaß zu zweit sprach, erhielt. Ferner haben die Männer, die auf Anzeige a) antworteten, meist aufwendigere Briefe verfaßt und mehr von sich erzählt.
Auch ging aus den Briefen hervor, daß sich die Männer der starken Konkurrenz bewußt waren und durch ausführliche oder auffällige Briefe um die Aufmerksamkeit der Frau warben.
Die Tatsache, daß die Anzeigen c) und d) jeweils nur eine Zuschrift erhalten haben, bestätigt die Annahme, daß sich Frauen bei der Partnerwerbung zurückhaltender verhalten und die Initiative den Männern überlassen, die einer beachtlichen Konkurrenz ausgesetzt sind (siehe „Strategien der Partnerwahl/ Partnerwerbung“ (3.1)).
Weiterhin ist auffällig, daß in den meisten Zeitungen deutlich mehr Anzeigen von Männern zu finden sind, obwohl Frauen, wenn sie Kontaktanzeigen aufgeben, eine wesentlich größere Resonanz erwarten dürfen. Dies zeigt deutlich, daß das Werben um den Partner in der Regel immer noch „Männersache“ ist.



[1] Spiegel Spezial, Liebe und Triebe, 8/1996, S.8
[2] Vgl. Spiegel Spezial, Mann + Frau = Krise, Mai/1998, S. 60
[3] Die Antwortschreiben wurden, damit die Mühe der Schreiber nicht völlig umsonst war, mit folgender Ausrede vertraulich an Frauen, die sich auf der Partnersuche befinden, weitergegeben: Eine Freundin hat auf eine Kontaktanzeige unzählige Zuschriften bekommen, da sie aber mittlerweile fündig geworden ist benötigt sie diese Zuschriften nicht mehr.


7. Fazit


Es ist Mode geworden, Frauen und Männer zu schlichten Ausführungsorganen ihres Erbguts zu erklären. Der Mann kann nichts dafür, behaupten Forscher diverser Wissenschaftssparten: Er ist nun mal aggressiver, aktiver, lüsterner als die Frau. Immer suchen sie nach dem Unterschied, und wer etwas findet, wird freudig publiziert. Es ist, als sehnten sich viele nach einer höheren Ordnung, die wieder jeden Menschen, wie in früheren Zeiten, an seinen Platz stellt.[1]
Wie ich in dieser Arbeit dargelegt habe, ist dem Mann genetisch sowohl polygames als auch monogames Verhalten möglich. Der Mann hat, biologisch gesehen, eventuell eine stärkere Veranlagung zur Polygamie als die Frau. Ich möchte hier aber noch einmal betonen, daß er nicht auf polygames Verhalten geprägt ist, und wie die Antworten auf meine Kontaktanzeigen bestätigten, suchen viele Männer nach einer ehrlichen, treuen Partnerschaft.
Durch seine kognitiven Fähigkeiten kann sich der Mensch über biologischen Determinismus hinwegsetzen. Wie es Grammer in seinem Buch „Signale der Liebe“ ausdrückt, hat die Evolution keine Handlungsnormen geschaffen, sondern nur Handlungsbahnen, innerhalb derer Handlungen auch evolutiv sinnvoll erscheinen.
Daher gibt es auf dem ganzen Gebiet der Geschlechterbeziehungen kein Verhalten, daß unvermeidbar oder genetisch vorherbestimmt ist.
Mag der Mann auch früher durch die kulturellen Gegebenheiten in seinem sexuellen Verhalten beeinflußt worden sein, in unserer heutigen Zeit der weitgehenden sexuellen Freiheit läßt die Gesellschaft ihm einen weiten Handlungsspielraum.
Den stärksten Einfluß haben das Verhalten des Umfelds, das er häufig anhand des „Lernens am Modell (5.1.3)“ übernimmt,  sowie das Feedback, das er auf sein eigenes Verhalten erfährt.
Aufgrund der Massenmedien ist jedoch die Vielfalt des Verhaltens, das dem einzelnen vorgelebt wird,  enorm gewachsen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten hat er zahlreiche Verhaltensmodelle zur Auswahl, an denen er sich orientieren kann.
Außerdem reagiert jeder einzelne auf Umwelt und Vererbung in ganz individueller Weise, was die Philosophen als den „freien Willen“ bezeichnen.
Ich bin daher der Ansicht, daß er für die Art, wie er mit Paarbeziehungen umgeht, ob er sich polygam oder monogam verhält, in der heutigen Zeit weitgehend selbst verantwortlich ist.
Man kann daher nicht allgemein sagen, daß Männer polygam oder monogam veranlagt sind,  dies ist eine individuelle Entscheidung, da grundsätzlich jeder Einzelne die Möglichkeit hat, sich jederzeit weitgehend frei zu entscheiden.



[1] Der Spiegel, Passen Männer und Frauen überhaupt zusammen?, Nr.9/98, S.128-129


Literaturverzeichnis

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Ich erkläre, daß ich die vorliegende Arbeit selbständig und nur unter Benutzung der angegebenen Literatur und Hilfsmittel angefertigt habe. Sämtliche Entlehnungen und Anlehnungen sind unter Quellenangabe kenntlich gemacht. Die Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsstelle vorgelegen.
Biblis, den 13.05.1998                                                  _____________________
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